Berlin (epd). Der Bedarf an Kita-Plätzen wächst laut Bundesfamilienministerium schneller als ihre Zahl. Für Kinder unter zwei Jahren lag im Jahr 2018 die Betreuungsquote 25,7 Prozentpunkte unter dem Bedarf, bei Zweijährigen 16,4 Prozentpunkte, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervorgeht, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Zunächst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch) über die Zahlen berichtet.
Die Zahlen zur Differenz zwischen Bedarf und tatsächlicher Situation ergeben sich aus den Statistiken zu Betreuungsquoten und repräsentativen Umfragen zu den Wünschen der Eltern. Da es sich um unterschiedliche Datenquellen und Erhebungsmethoden handelt, ist es dem Ministerium zufolge nicht möglich, diese in eine konkrete Zahl fehlender Plätze umzurechnen.
Im Jahr 2013 hätten 52 Prozent der Eltern von unter Zweijährigen angegeben, Bedarf an einem Kita-Platz zu haben, heißt es in der Antwort. Fünf Jahre später habe dieser Anteil schon bei 62 Prozent gelegen. Die Betreuungsquote für diese Altersgruppe sei hingegen in derselben Zeit nur von 30,8 auf 36,3 Prozent gestiegen. Etwas besser sei die Lage bei den Zweijährigen. Hier seien Bedarf und Angebot zwischen 2013 und 2018 fast parallel um 9,6 beziehungsweise 9,0 Prozentpunkte gestiegen. Im Jahr 2017 war die Differenz zwischenzeitlich gesunken.
Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Katja Suding kritisierte die Bundesregierung. Diese müsse den Mangel an Betreuungsplätzen "endlich in den Griff bekommen". Ein mögliche Antwort sei es, den Erzieherberuf als Mangelberuf anzuerkennen. Die Bundesagentur für Arbeit verzeichnet Mangelberufe in der sogenannten Positivliste. Auf ihr standen im September 2019 beispielsweise Werkzeugmechaniker, Fleischer, Maurer oder Glasermeister. Die Auflistung vereinfacht es ausländischen Fachkräften dieser Berufszweige einzuwandern.
Suding forderte zudem "echte Verbesserungen, die den Erzieherberuf attraktiver machen". Dazu zählten eine grundsätzliche Abschaffung des Schulgeldes, die Einführung einer flächendeckenden Ausbildungsvergütung und eine bessere Bezahlung nach der Ausbildung.
Zudem sei es "widersinnig", dass qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher, die den Aufstiegsbonus des Bundesprogramms Fachkräfteoffensive erhalten haben, nach Auslaufen des Programms Ende 2021, auf ihr ursprüngliches Gehalt zurückfallen, sagte die FDP-Politikerin. Das Bundesfamilienministerium erklärte dazu, dass der Bonus als Anschubfinanzierung des Bundes gedacht sei. "Ziel der Förderung ist es, eine Fortzahlung der monatlichen Gehaltsaufstockung nach dem Auslaufen der Förderung durch die Träger zu initiieren", hieß es.