Wiesbaden (epd). Das Leid verfolgter Homosexueller in der NS-Zeit hat am Montag im Mittelpunkt der Gedenkfeier des Hessischen Landtags für die Opfer des Nationalsozialismus gestanden. Die Direktorin des Fritz-Bauer-Instituts und Frankfurter Professorin zur Erforschung des Holocaust, Sybille Steinbacher, wies darauf hin, dass das Schicksal dieser Verfolgten in Politik, Wissenschaft und Justiz lange unbeachtet blieb. Auch habe praktisch so gut wie kein betroffener Homosexueller jemals eine Entschädigung für das erlittene Unrecht und Leid erhalten.
Nicht einmal die Zahl der Internierten aus dieser Gruppe sei bekannt. Schätzungen beliefen sich auf rund 10.000 Menschen, "es können aber genauso gut 15.000 oder auch 5.000 gewesen sein", fügte Steinbacher hinzu.
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) nannte auf der Gedenkfeier die Zeit des Nationalsozialismus den Tiefpunkt der deutschen Geschichte. Es sei unerträglich, wenn der Vorsitzende der größten Oppositionsfraktion im Bundestag das heute als "Vogelschiss" bezeichne, sagte Bouffier in Anspielung auf ein Zitat des AfD-Politikers Alexander Gauland. Das vergangene Jahr haben mit den Schüssen an der Synagoge in Halle und dem Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke in erschreckender Weise gezeigt, dass rechtsextremes Gedankengut zu grauenvollen Taten führen könne. Gedenktage dürften keine bloßen Rituale sein, Mut sei von jedem Einzelnen gefragt, wenn Hass und Hetze laut würden.