Berlin (epd). Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, hat zum Holocaust-Gedenktag vor Behindertenfeindlichkeit gewarnt. Menschen mit Behinderungen seien auch heute tagtäglich Diskriminierungen ausgesetzt. "Es beginnt damit, dass das Wort 'behindert' als Beleidigung benutzt wird und endet im schlimmsten Fall mit Hassrede und tätlichen Angriffen", erklärte Dusel am Sonntag in Berlin.
Nicht selten werde Menschen mit Behinderungen die Kompetenz oder sogar die Berechtigung zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben abgesprochen. "Der bittere Befund auch 75 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus ist: Leider sind viele immer noch nicht frei davon, vermeintliche Minderheiten ungleich zu behandeln oder abzuwerten", betonte Dusel.
Im Rahmen der sogenannten "Euthanasie"-Verbrechen der Nationalsozialisten wurden den Angaben zufolge mehr als 70.000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Deutschland ermordet. Europaweit fielen den Krankenmorden in der NS-Zeit mehr als 200.000 Menschen zum Opfer. Zudem wurden etwa 400.000 Menschen zwangssterilisiert.
Zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar ist am Berliner Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde an der Philharmonie unter anderem eine Kranzniederlegung geplant.