Bonn (epd). Die Deutsche Unesco-Kommission hält es für unverzichtbar, die Aufarbeitung der NS-Verbrechen und die Erinnerung an den Holocaust von Generation zu Generation weiterzugeben. "Antisemitismus und Rassismus sind nie aus unserem Land verschwunden", erklärte Joachim-Felix Leonhard, Vorstandsmitglied der UN-Kulturorganisation, am Sonntag in Bonn. Der Holocaust-Gedenktag am 27. Januar, der an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 75 Jahren erinnert, sei eine Mahnung.
Der Psychoanalytiker Kurt Grünberg vom Frankfurter Sigmund-Freud-Institut wies darauf hin, dass die Nachfahren von Opfern und Tätern unterschiedlich mit der NS-Geschichte umgehen. "Während die Überlebenden der Shoah gar nicht anders können als zu erinnern, haben die Täter und Mitläufer ihre Verstrickung meist verleugnet und verschwiegen", erklärte Grünberg. "Viele Töchter, Söhne und Enkel der jüdischen Überlebenden wachsen mit der Angst auf, ebenfalls diskriminiert und verfolgt zu werden." Die Nachfahren von Tätern und Mitläufern erinnerten anders, "was unter bestimmten Umständen zu fatalen Wiederholungen führen kann".
Mehr als hundert Schüler von Unesco-Projektschulen wollen am Montag in Frankfurt am Main mit Fachleuten über die Erinnerung an die Shoah sprechen und Projekte gegen das Vergessen vorstellen. In Deutschland gibt es rund 300 Unesco-Projektschulen, weltweit sind es mehr als 11.500 in 182 Ländern. Sie müssen die Ziele und Werte der Unesco wie Bildung zu Demokratie, Menschenrechten und nachhaltiger Entwicklung in ihren Profilen und im Schulalltag verankern.