Berlin/Düsseldorf (epd). Leiharbeiter leiden offenbar häufiger unter psychischen Erkrankungen wie Burn-out oder Depressionen als Normalbeschäftigte. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Demnach sind Leiharbeiter Studien zufolge über einen Zeitraum von acht Jahren auch deutlich weniger mit ihrer Arbeit zufrieden als Normalbeschäftigte.
Auch befristet Beschäftigte insgesamt weisen über einen längeren Zeitraum eine geringere Arbeits- und Lebenszufriedenheit auf als unbefristet Beschäftigte, hieß es. Zuerst hatte die "Rheinische Post" (Mittwoch) darüber berichtet.
Insgesamt litten Personen, die länger einer atypischen Beschäftigung nachgingen, unter einer stärkeren Beeinträchtigungen ihrer psychischen Gesundheit als Normalbeschäftigte, heißt es in der Antwort. Zwischen atypischer Beschäftigung und Depression sähen Längsschnittstudien einen "kausalen Zusammenhang".
In Deutschland waren 2018 rund 7,5 Millionen Menschen und damit jeder fünfte Beschäftigte atypisch beschäftigt. Dazu gehören knapp eine Million Leiharbeiter, 4,6 Millionen Teilzeitbeschäftigte und 2,5 Millionen befristet Beschäftigte.
Eine grundsätzliche Pauschalisierung zu atypischen Jobs ist laut Ministerium auf Grundlage der veröffentlichten wissenschaftlichen Erkenntnisse aber nicht möglich. So gebe es ebenfalls Studien, denen zufolge ein Wechsel von Vollzeit- zu Teilzeitbeschäftigung die Lebens- und Arbeitszufriedenheit erhöht. Auch Selbstständige sind demnach langfristig mit ihrer Arbeit zufriedener als abhängig Beschäftigte. Das Ministerium beruft sich auf Studien, denen Langzeitbefragungen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zugrunde liegen.
Linken-Politikerin Jutta Krellmann forderte unterdessen unbefristete Arbeit und Tariflöhne für alle Beschäftigten: "Unsicherheit, Dumpinglöhne und viel Stress: prekäre Beschäftigung macht krank, vor allem Leiharbeit drückt vielen auf die Seele", sagte sie der "Rheinischer Post".