Berlin (epd). Das Bundesinnenministerium wertet Pläne der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) für eine eigene Imam-Ausbildung in Deutschland als "wichtigen Schritt". "Damit werden erste Voraussetzungen geschaffen, damit vermehrt Personal aus Deutschland in Ditib-Gemeinden eingestellt werden kann", sagte Staatssekretär Markus Kerber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der größte Islamverband in Deutschland will an diesem Donnerstag in Dahlem (Nordrhein-Westfalen) eine eigene "Ausbildung zu islamischen Religionsbeauftragten" vorstellen.
Dies diene insbesondere den Bedürfnissen der Gemeinden und ihrer Mitglieder, sagte Kerber. Die Islam-Verbände in Deutschland bilden hierzulande anders als etwa die Kirchen in der Regel bislang kein eigenes religiöses Personal aus. Zwar werden auch an deutschen Universitäten seit einigen Jahren islamische Theologen ausgebildet. Es fehlt bisher allerdings die praktische Ausbildung zur Vorbereitung auf die Arbeit in Gemeinden.
Imame in deutschen Moschee-Gemeinden kommen daher vor allem aus dem Ausland. Insbesondere bei dem eng mit dem türkischen Staat verwobenen Verband Ditib sorgte das in der Vergangenheit für Kritik. So wurde Ditib-Imamen unter anderem vorgeworfen, mutmaßliche Anhänger der Gülen-Bewegung in Deutschland auszuspitzeln. Die deutsche Politik fordert von Ditib seitdem eine größere Unabhängigkeit zur türkischen Religionsbehörde Diyanet.
Innen-Staatssekretär Kerber betonte, die Ausbildung und der Einsatz von Imamen seien aus verfassungsrechtlichen Gründen eine Angelegenheit der religiösen Gemeinschaften. Das Ditib-Vorhaben ergänze bereits existierende Ausbildungsanstrengungen anderer Verbände und ein gerade in Osnabrück gestartetes Modellvorhaben. Theologen der dortigen Universität, Vertreter anderer Islam-Verbände und Einzelpersonen hatten im November einen Trägerverein gegründet, dessen Ziel es ist, ein Kolleg für die Ausbildung muslimischer Geistlicher zu organisieren.
Dieser Verein könnte auch finanzielle Förderung vom Bund erhalten. Die Ditib-Ausbildung wird dagegen nach Angaben des Ministeriums aus eigenen Verbandsmitteln finanziert. Nach den Spitzelvorwürfen gegen Ditib-Imamen werden seit 2017 keine Ditib-Projekte mehr mit Bundesmitteln gefördert.