München (epd). Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht das Älterwerden grundsätzlich positiv. "Das Alter hat den Vorteil, dass man aus vielen Erfahrungen schöpfen kann", sagte die 87-Jährige im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Natürlich müsse man vielleicht öfter seinen Arzt aufsuchen. Aber insgesamt sei das Alter, wenn man es sich gesundheitlich leisten kann, eine Zeit, die man gern erlebt. Sie habe inzwischen schon drei Urenkelkinder, das jüngste sei gerade ein halbes Jahr alt. "Die Kleinen aufwachsen zu sehen, ist eine große Freude."
Auch wenn ihre Familie - sie hat neben den Urenkeln drei Kinder und sieben Enkel - in aller Welt verstreut lebt, hat Charlotte Knobloch keine Angst vor dem Alleinsein im Alter. Sie sei ein großer Familienmensch, und natürlich tue es ihr leid, dass alle Angehörigen woanders leben. "Aber ich habe gute Freunde, die mir sehr schön die Familie ersetzen können." Für Knobloch ist das Alter auch eine Einstellungssache. Man sollte nicht zu Hause allein vorm Fernseher sitzen, sondern - wenn es die Gesundheit erlaubt - raus aus dem Haus und unter Leute gehen.
Nach wie vor stehe für Knobloch die Arbeit als Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, die sie seit 1985 ist, im Vordergrund. Da möchte sie noch einige Dinge, etwa im Erziehungs- oder Seniorenbereich, angehen. Zeit, sich fitzuhalten, habe sie daher nicht. "Es gibt so viele Dinge, die ich tun sollte für meine Gesundheit: Wandern, Gymnastik, Schwimmen." Angetrieben wird Knobloch von der Lust auf Neues: "Zeiten ändern sich, Menschen ändern sich. In jeder Generation gibt es andere Ideen und Vorstellungen", sagte Knobloch. Da müsse man mitgehen. Und dieses Mitgehen erfordere sehr viel persönlichen Einsatz und Verständnis.