Leipzig (epd). Wegen mutmaßlicher Beteiligung an den Neonazi-Krawallen in Leipzig-Connewitz Anfang 2016 steht am Donnerstag ein früherer Beamter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Leipzig vor Gericht. Der Prozess ist auf zwei Verhandlungstage angesetzt, wie ein Sprecher des Leipziger Amtsgerichts dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.
Der Fall hatte für Schlagzeilen gesorgt, da der 34-Jährige laut Medienberichten während seiner Zeit in der JVA Kontakt mit einem verurteilten Rechtsterroristen der "Gruppe Freital" gehabt haben soll. Das Justizministerium in Dresden bestätigte auf Anfrage eine zeitliche Überschneidung. Dass es Kontakt gegeben habe, könne man "nicht zu 100 Prozent" ausschließen.
Ebenfalls kritisiert wurde, dass der 34-Jährige erst Anfang Januar 2019 und damit drei Jahre nach den Ausschreitungen vom Dienst suspendiert worden war. Das Ministerium hatte nach eigenen Angaben erst im Dezember 2018 von der Beteiligung des Mannes an den Krawallen erfahren, da er im Zuge der Ermittlungen falsche Angaben zu seinem Beruf gemacht habe.
Gegen den Angeklagten läuft ein Disziplinarverfahren, das laut Ministerium bis zum Ende des Gerichtsverfahrens ausgesetzt ist. Das Beamtenverhältnis würde enden, wenn der Mann rechtskräftig zu mindestens einem Jahr Haft verurteilt werden würde, sagte ein Ministeriumssprecher dem epd.
In dem linksgeprägten Stadtteil hatten am 11. Januar 2016 bis zu 300 rechte Randalierer einen Sachschaden von rund 113.000 Euro angerichtet. Mehr als 200 Verdächtige wurden angeklagt. Die meisten der bislang Verurteilten wurden zu Bewährungsstrafen von mehr als einem Jahr verurteilt.