Potsdam (epd). Wegen der Störung des Gottesdienstes zum Baustart des neuen Potsdamer Garnisonkirchturms 2017 muss sich am Dienstag ein 34-jähriger Mann vor dem Amtsgericht Potsdam verantworten. Dem Angeklagten werden Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen, wie Gerichtssprecher Oliver Kramm dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag in Potsdam sagte. (Az.: 82 Ds 223/18)
Vorgesehen sei ein Verhandlungstag, sagte Kramm. Es seien drei Zeugen geladen. Der Angeklagte soll den Gottesdienst am 29. Oktober 2017 "massiv verbal gestört und dann einen der beiden herbeigerufenen Polizeibeamten getreten und sich auf diese Weise der Festnahme widersetzt haben", sagte der Gerichtssprecher.
Der Prozess sei das erste Verfahren gegen Gegner des Wiederaufbaus im Zusammenhang mit dem Baustart-Gottesdienst, erklärte die Bürgerinitiative "Potsdam ohne Garnisonkirche". Ein weiterer Prozess gegen drei Angeklagte sei im April geplant. Die Vorwürfe reichten von Hausfriedensbruch über Störung der Religionsausübung bis hin zu Körperverletzung.
Die Bürgerinitiative kritisierte die Verfahren als "Kriminalisierung des legitimen Protests" und forderte die Rücknahme von Anzeigen und Anklagen "in allen Punkten". Der Polizeieinsatz sei überzogen gewesen, die dafür Verantwortlichen müssten zu Rechenschaft gezogen werden. Die Garnisonkirche wurde 1945 weitgehend zerstört und 1968 abgerissen. Der Wiederaufbau des Turms ist vor allem wegen der Geschichte der preußischen Militärkirche unter anderem in der NS-Zeit umstritten.