Berlin (epd). Ein schmales Mädchen mit bunten Freundschaftsbändchen am Arm steht im Schmutzwasser und fischt Plastikmüll aus dem verdreckten Meer: Dem deutschen Fotografen Hartmut Schwarzbach ist damit das Unicef-Foto des Jahres 2019 gelungen. Das Siegerbild trägt den Titel "Die Kinder, der Müll und der Tod" und zeigt die damals 13-jährige Wenie und andere Kinder in einem Meer aus Müll im Hafen von Manila auf den Philippinen. Es erzählt vom Überlebenskampf von Kindern angesichts gleich dreier Tragödien unserer Zeit: Armut, Umweltverschmutzung und Kinderarbeit, wie Unicef Deutschland am Donnerstag zur Preisverleihung in Berlin mitteilte.
Wenie sammelte zum Zeitpunkt der Aufnahme jeden Tag Plastikmüll, um diesen bei einem Müll-Recycler für wenig Geld zu verkaufen. "Auch wenn Kinderarbeit verboten ist, bleibt vielen Mädchen und Jungen in dem Slum keine andere Wahl", kritisierte Unicef.
Schwarzbachs Foto habe "wie mit einem Brennglas ganz viele Geschichten eingesammelt", erklärte Elke Büdenbender, Schirmherrin des Wettbewerbs und Frau des Bundespräsidenten. Es sei aufgenommen an einem Ort, "wo Kinder eigentlich nicht sein sollten". Weiter betonte sie: "Kinder sind das Wertvollste, was wir haben." Die Einhaltung der Kinderrechte sei eine Aufgabe für alle.
Der freie Fotojournalist Hartmut Schwarzbach arbeitet den Angaben zufolge unter anderem für die Magazine "Spiegel" und "Stern" sowie für den NDR, Arte und für Hilfsorganisationen. Seit langem beschäftigt er sich mit dem Thema Müll, der auch aus reichen Wohlstandsstaaten in den ärmsten Gegenden der Welt landet. Was er mit seinen Fotos dokumentiere sei "mit den christlichen Werten meiner Erziehung nicht vereinbar", begründete der Fotograf seine Motivation. Das Siegerfoto war demnach für das Magazin "kontinente!" der katholischen Hilfsorganisation Missio entstanden.
Den zweiten Preis erhielt das Foto "Tapfer ohne Orden" des Australiers Andrew Quilty. Es dokumentiert die grausamen Hinterlassenschaften des Krieges in Afghanistan. Das Familienporträt zeige die Würde von sieben Geschwistern, denen durch explodierte Blindgänger Gliedmaßen fehlen, sagte der Juryvorsitzende und Kulturwissenschaftler Klaus Honnef: "Die Kinder mussten Mutter und Schwester sterben sehen." Im vergangenem Jahr wurden den Angaben zufolge in Afghanistan über 1.400 Zivilisten bei Explosionen von Minen und Blindgängern verletzt oder getötet. Fast 90 Prozent von ihnen waren Kinder.
Das Bild "In der Unterwelt" des Spaniers Antonio Aragón Renuncio bekam den dritten Preis. Der Fotograf habe die Qual der Goldsucher-Kinder von Burkina Faso festgehalten - bis hin zu den Friedhöfen, auf denen viele von ihnen liegen, hieß es. Weltweit werden laut Unicef Millionen Mädchen und Jungen in Minen, Textilwerkstätten, auf Farmen, in Privathaushalten oder in Bordellen ausgebeutet.
Unicef Deutschland hat in diesem Jahr zum 20. Mal Bilder renommierter Fotojournalisten ausgezeichnet, die die Persönlichkeit und die Lebensumstände von Kindern auf herausragende Weise dokumentieren. In diesem Jahr wurden rund 1.800 Bilder eingereicht, die das Leben von Kindern im Krieg, auf der Flucht, in Armut sowie die Folgen des Klimawandels auf Kinder zeigen.