Berlin (epd). Die Juden in Deutschland werden sich nach Worten von Zentralratspräsident Josef Schuster nicht durch Waffengewalt aus dem Land vertreiben lassen. "Wir sind seit Jahrhunderten fester Bestandteil des Lebens in Deutschland", sagte der oberste Repräsentant des Zentralrats der Juden am Donnerstag im RBB-Inforadio: "Wir feiern im kommenden Jahr 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Die erste jüdische Gemeinde ist im Jahr 321 in Köln entstanden."
Deutschland sei eine Demokratie, sagte Schuster weiter. Er sei daher der Meinung, "wer das nicht akzeptieren kann oder will, dass Juden in Deutschland leben, der kann Deutschland gerne verlassen".
Unter dem Motto "In Deutschland zu Hause" werden von Donnerstag an in Berlin mehr als 1.000 Mitglieder aus jüdischen Gemeinden bundesweit zum Gemeindetag des Zentralrats erwartet. Auf dem Programm bis Sonntag stehen Podiumsdiskussionen, Vorträge und religiöse Veranstaltungen. Zum Auftakt spricht Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Der Zentralrat habe sich trotz den Anschlags von Halle für die Beibehaltung des Gemeindetag-Mottos entschieden, um ein Zeichen zu setzen, sagte Schuster. Eine Bedrohungssituation für jüdische Einrichtungen gehöre allerdings leider zum Alltag. Das zeigten unter anderem die vorhandenen Sicherheitsmaßnahmen. Kritik übte Schuster an Justizurteilen, die trotz des eindeutig antisemitischen Hintergrunds von Taten seines Erachtens oft zu milde ausfielen. Hier wünsche er sich, dass der Strafrechtsrahmen mehr ausgeschöpft werde, um abzuschrecken.
Bei dem antisemitisch und rechtsextremistisch motivierten Anschlag Anfang Oktober in Halle waren eine 40-jährige Frau und ein 20-jähriger Mann erschossen worden. Auf der Flucht verletzte der Täter zwei weitere Menschen schwer. Zuvor hatte der schwer bewaffnete Mann vergeblich versucht, in die Synagoge der Stadt einzudringen. Er scheiterte an der geschlossenen Tür. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hatten sich dort zu diesem Zeitpunkt Dutzende Gläubige versammelt.