Berlin (epd). Die Affäre um hohe Gehälter und teure Dienstwagen bei der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (AWO) zieht weiter Kreise. Der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler rügte im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) das Verhalten der örtlichen AWO-Führung. "Der Imageschaden für die AWO ist immens und geht weit über Frankfurt hinaus", sagte Stadler im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er wiederholte die Aufforderung an die Verantwortlichen vor Ort, ihre Leitungsämter ruhen zu lassen, bis die Vorwürfe möglicher Misswirtschaft aufgeklärt seien - was die jedoch weiter ablehnen.
Überhöhte Gehälter, teure Dienstwagen, fragwürdige Beraterverträge für eigene Mitarbeiter, Verdacht auf Abrechnung nicht erbrachter Leistungen: Stadler kündigte an, mit allen dem Bundesverband zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln für Aufklärung zu sorgen. Das habe "oberste Priorität" und sei man den "engagierten AWO-Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen schuldig, die in den bundesweit 480 Kreisverbänden großartige Arbeit leisten".
Zu dem Beschluss der Frankfurter AWO, ihre Dienstwagen-Regeln zu überarbeiten, zwei Compliance-Beauftragte zu benennen und ein externes Beratungsunternehmen einzuschalten, sagte Stadler, "die bisherigen Maßnahmen halten wir für nicht ausreichend". Dass die Verantwortlichen sich weigerten, ihre Mandate ruhen zu lassen, "wird vom Bundesverband nicht unterstützt". Stadler forderte eine offene Aufklärung sämtlicher Sachverhalte als auch die strikte Einhaltung des seit 2017 geltenden AWO-Governance-Kodex.
Dass dieses Regelwerk offenbar nicht flächendeckend greift, dazu sagte Stadler: "Grundsätzlich ist jede AWO-Gliederung eine eigenständige Körperschaft" und somit selbst verantwortlich für eine ordentliche Geschäftsführung und auch deren Kontrolle. Aber, so der Verbandschef: "Im Anschluss an die Aufklärung der Vorfälle in Frankfurt müssen wir unser Compliance-Verfahren erweitern und verbessern." Ziel sei es, eine effektive Compliance-Kultur zu etablieren und die Aufsichtsgremien zu stärken."
Stadler geht nicht davon aus, dass mit der geplanten Neuwahl der Frankfurt AWO-Führung im Januar ein Schlussstrich unter die Vorgänge gezogen werden kann. Das könne erst geschehen, "wenn alle Sachverhalte umfassend und transparent aufgeklärt sind". Bis dahin, so der Verbandsvorsitzende, "halten wir die Fördermittel des Bundesverbandes für Frankfurt weiter zurück". Die Freigabe der Gelder werde erst erfolgen, wenn eine ordnungsgemäßen Geschäftsführung sichergestellt sei, so Stadler.