Berlin (epd). Hetze und Stress belasten einer Studie zufolge die Arbeitnehmer in Deutschland. Die Situation bessere sich seit Jahren nicht, sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung des diesjährigen DGB-Index "Gute Arbeit". Drei Viertel der Betriebe führten die Belastungsanalysen zum Schutz der Gesundheit gar nicht erst durch, die das Arbeitsschutzgesetz vorsehe.
Hoffmann forderte die Bundesregierung auf, "ein klares Zeichen für mehr Psycho-Schutz am Arbeitsplatz" zu setzen und der Forderung der Gewerkschaften nach einer Anti-Stress-Verordnung nachzukommen. Den Arbeitnehmervertretungen empfahl er, Missstände bei den zuständigen Behörden zu melden.
Hoffmann hob die Bedeutung der Tarifbindung sowie von Betriebs- und Personalräten für den Arbeitsschutz hervor. Union und SPD hätten vereinbart, die Handlungsspielräume der Betriebsräte zu erhöhen. Dies müsse nun auch geschehen, verlangte der DGB-Chef. Es sei für den Einzelnen außerordentlich schwierig, sich der Auseinandersetzung mit dem Unternehmen zu stellen.
Laut dem diesjährigen Index "Gute Arbeit" geben 53 Prozent der Arbeitnehmer an, sich häufig gehetzt zu fühlen. Jeder Vierte sagt, die Arbeit sei in der vorgegebenen Zeit oft nicht zu schaffen. Ein ebenso großer Anteil reduziert deshalb die Pausen oder lässt sie ganz ausfallen. Und 40 bis 50 Prozent glauben, unter den derzeitigen Anforderungen ihren Job nicht bis zur Rente durchhalten zu können.
Während der DGB-Index beim Thema Arbeitsdruck seit 2012 keine Besserung verzeichnet, ist dennoch die Zufriedenheit mit der Arbeitssituation insgesamt in dieser Zeit leicht gestiegen. Verantwortlich dafür ist dem Bericht zufolge die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, die dafür sorgt, dass die Beschäftigten die Sicherheit ihrer Jobs heute deutlich höher bewerten.
Der DGB-Index "Gute Arbeit" beruht auf einer bundesweiten jährlichen Beschäftigten-Befragung. In diesem Jahr hat der Bericht den Schwerpunkt Arbeitsintensität. Es wurden dafür zwischen Januar und April dieses Jahres knapp 6.600 Beschäftigte befragt.