Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Karin Kortmann, entzündeten im Münchner Liebfrauendom gemeinsam eine Synodalkerze. Marx betonte in seiner Predigt, beim "synodalen Weg" gehe es darum, aufeinander zu hören, auch wenn es unterschiedliche Meinungen gebe.
Der "synodale Weg" ist ein Beratungsprozess, an dem sowohl die deutschen Bischöfe als auch katholische Laien beteiligt sind. Er soll Reformen in Gang setzen, die die Kirche aus der Krise nach dem Missbrauchsskandal herausführen. Er soll ein "Weg der Umkehr und der Erneuerung" sein, wie es in der Satzung heißt.
Hohe Erwartungen an den Reformprozess
Kortmann sagte, das ZdK gehe mit großem Respekt und Verantwortung an die Aufgabe, gemeinsam mit der Bischofskonferenz den "synodalen Weg" zu gestalten. "Die Erwartungen der Gläubigen an substantielle Ergebnisse sind hoch, aber auch die Sorge vor einem Scheitern ist groß", erklärte sie.
Marx sagte in einer gemeinsamen Videobotschaft mit dem ZdK-Präsidenten Thomas Sternberg, die Kirche wolle durch ihre "selbstkritische Arbeit" Glaubwürdigkeit zurückgewinnen. Sie müsse lernfähig sein und bereit, neue Wege zu gehen. Auch Sternberg betonte die Notwendigkeit, wieder Vertrauen aufzubauen. "Glaubwürdig kann man über Gott nur dann sprechen, wenn man auch den eigenen Hof in Ordnung bringt", sagte er. Beide luden Gläubige ein, sich an dem Prozess zu beteiligen, besonders in sozialen Netzwerken.
Missbrauch, Sexualmoral und Frauenordination
Beim "synodalen Weg" stehen bislang vier Themenbereiche fest, die zunächst in Synodalforen diskutiert werden: die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche und klerikaler Machtmissbrauch, die priesterliche Lebensform, die katholischen Sexualmoral sowie die Beteiligung von Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche. Ende Januar findet im Frankfurter Bartholomäus-Dom die erste Synodalversammlung statt.
Kritiker sind skeptisch, was die Wirkung des "synodalen Weges" angeht. Sie kritisieren, dass die Bischöfe am Ende der Beratungen selbst entscheiden können, ob sie gefasste Beschlüsse in ihren Diözesen umsetzen. Sie sehen daher die Wirkung der Reformen gefährdet, zumal Änderungen beim Zölibat oder eine Öffnung des Priesteramts für Frauen im Vatikan entschieden werden müssten.