Berlin (epd). Das jährliche Spendenvolumen in Deutschland liegt einer neuen Untersuchung zufolge deutlich höher als bislang angenommen. Bisherige Schätzungen gingen davon aus, dass die Bürger rund 5,3 Milliarden Euro spenden. Tatsächlich liege der Wert eher bei rund zwölf Milliarden Euro im Jahr, teilte der Deutsche Fundraising Verband am Freitag in Berlin mit.
Offizielle Statistiken gibt es nicht, Marktforscher schätzen das Spendenvolumen auf der Basis von Umfragen. Diese Werte beinhalteten aber beispielsweise weder Erbschaften noch Großspenden, die bei spendensammelnden Organisationen einen immer größeren Anteil der Einnahmen ausmachten. Außerdem gebe es den spürbaren Trend, dass weniger Menschen höhere Geldbeträge spendeten.
Der Deutsche Fundraising Verband stützt seine Expertise auf Berechnungen, die der Politikprofessor Tom Neukirchen unter anderem auf der Basis von Interviews mit Experten geführt hat. Zu den zwölf Milliarden Euro der privaten Haushalte kommen danach noch die Unternehmensspenden, die laut der Bertelsmann Stiftung und des Stifterverbandes bei rund 9,5 Milliarden Euro liegen. Einberechnet wurde zudem die Kirchensteuer, die Erträge von 12,4 Milliarden Euro erbringt, die in anderen Ländern ohne eine solche Steuer allein über Spenden aufgebracht werden müssten.
Larissa M. Probst, Geschäftsführerin des Verbandes: "Damit wäre der deutsche Markt an freiwilligen Zuwendungen mit einem Umsatz von rund 33,9 Milliarden Euro größer als die meisten Dax-Unternehmen."
Das Spendenvolumen sei zudem noch lange nicht ausgeschöpft, betonte die Expertin. "Insbesondere die Zielgruppe der Hochvermögenden ist derzeit sehr liquide und ihre Bereitschaft zum Spenden steigt, wenn die Zinsen sinken", erklärte Probst.