Frankfurt a.M. (epd). Von dem Rettungsschiff "Ocean Viking" im Mittelmeer sind zwei Flüchtlinge wegen medizinischer Notfälle evakuiert worden. Eine hochschwangere Frau, die Zwillinge erwartet, und ein Mann mit Schussverletzungen wurden am Freitag per Hubschrauber nach Malta gebracht, wie SOS Méditerranée und "Ärzte ohne Grenzen" per Twitter erklärten. Die beiden Organisationen betreiben das Schiff gemeinsam.
An Bord bleiben weitere 213 Flüchtlinge, die in den vergangenen Tagen vor der libyschen Küste aus Seenot gerettet wurden, darunter drei weitere Schwangere und sechs Kinder unter fünf Jahren. Die Crew hatte die Menschen zwischen Dienstag und Donnerstag von zwei Schlauchbooten und einem Glasfaserboot aufgenommen.
Wie die "Ocean Viking" warten zwei weitere private Rettungsschiffe mit Flüchtlingen an Bord auf die Zuweisung eines europäischen Hafens. Die spanische Organisation "Open Arms" rettete am Donnerstag 73 Menschen von einem Schlauchboot in der libyschen Rettungszone. Von den Flüchtlingen stünden einige unter Schock, andere hätten Verbrennungen zweiten und dritten Grades, weitere Gerettete hätten Schussverletzungen, erklärte die Organisation. Ebenfalls am Donnerstag rettete die Besatzung der "Aita Mari" der spanischen Organisation SMH 78 Flüchtlinge in der maltesischen Rettungszone.
Die Evakuierungen von der "Ocean Viking" wurden vom medizinischen Team von "Ärzte ohne Grenzen" beantragt. Sie könnten an Bord nicht ausreichend behandelt werden, erklärte die Organisation. Die Flüchtlinge auf dem Rettungsschiff kommen aus mehreren afrikanischen Ländern, darunter Mali, Sudan, Südsudan, Burkina Faso, Benin, Guinea und der Elfenbeinküste. Fast 50 von ihnen sind Minderjährige, die ohne Familie auf der Flucht sind.
Die Internationale Organisation für Migration (IOM) gab derweil bekannt, dass am Freitagmorgen sechs Leichen an die libysche Küste angeschwemmt wurden. Weitere 60 Flüchtlinge wurden von der weitgehend aus Milizen bestehenden libyschen Küstenwache aufgegriffen. In Libyen werden Flüchtlinge entweder in Lager gebracht, in denen Folter und Misshandlungen weit verbreitet und die Lebensbedingungen unmenschlich sind. Oder sie müssen auf der Straße leben, meist ohne jegliche Unterstützung. In diesem Jahr sind laut IOM bislang mindestens 1.091 Menschen im Mittelmeer auf ihrem Weg nach Europa gestorben.
epd nam