Frankfurt a.M. (epd). Der islamische Theologe Iftekhar Ahmad hat den allgemeingültigen Anspruch der UN-Menschenrechtserklärung bestritten. Die Menschenrechte seien ein westlich geprägtes "Menschenrechtsregime", sagte der 32-jährige Ahmadiyya-Imam auf der 37. Tagung des Deutschen Islamforums am Dienstag in Frankfurt am Main. Sie seien eher ein "machtpolitisches Instrument" als universelle Rechte. Der zum Thema "Islam und Menschenrechte" geladene Referent sprach auch vom "Menschenrechts-Imperialismus".
Die den Menschenrechten zugrundeliegende Menschenwürde werde schon im Koran beschrieben, setzte Ahmad dagegen. Gott verleihe dem Menschen Würde. Darin hätten Muslime ihren eigenen Bezug zu Menschenrechten. Der Islam sehe die Unverletzlichkeit der Person, Gleichberechtigung und Respekt gegenüber anderen Menschen und Religionen vor.
Muslime in Deutschland würden das Grundgesetz anerkennen, sagte Ahmad. Aber es gebe Gruppen, die nicht alle Gleichheitsrechte für sich in Anspruch nehmen wollten. Ahmad war bereits im Sommer für eine Rede, die er in Karlsruhe zu einem ähnlichen Thema gehalten hatte, in die Kritik geraten. Im wurde damals Extremismus vorgeworfen.
Der Ditib-Dialogbeauftragte Rafet Öztürk entgegnete, die Menschenrechte seien ein Produkt der gesamten Menschheit. Die Frontstellung von westlichen gegen östliche Menschenrechte sei falsch, weil die Kulturen in der Geschichte von den Griechen über die Araber zu den Westeuropäern sich ständig wechselseitig beeinflusst hätten. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte habe daher auch östliche Wurzeln.
Muslimische Erklärungen der Menschenrechte hätten das Problem, dass sie die Menschenrechte unter den Vorbehalt der Scharia stellten, kritisierte der als Gegenreferent geladene hannoversche Politikwissenschaftler Axel Schulte. Es gebe Muslime, die liberale oder säkulare Vertreter oder Andersgläubige bedrohten oder töteten. Als Begründung stellten sie ihr Verständnis von Gottesrecht über die Menschenrechte und relativierten letztere als "Produkt des Westens". Alle gesellschaftlichen Gruppen, auch Muslime, müssten den Vorrang der Menschenrechte anerkennen, forderte der Politikwissenschaftler.
Das 2002 gegründete Deutsche Islamforum arbeitet unter dem Dach des Abrahamischen Forums in Deutschland. Es diskutiert zweimal pro Jahr über Themen, die das Zusammenleben von Muslimen und Nichtmuslimen betreffen. An dem Forum nehmen Vertreter von Muslimverbänden sowie der Innenministerien der Länder, anderer Religionsgemeinschaften und der Wissenschaft teil.