Hamburg (epd). Das Internationale Musikfest 2020 in Hamburg steht unter dem Motto "Glauben". Vom 24. April bis 25. Mai werden 42 Konzerte mit 35 unterschiedlichen Programmen angeboten, von denen die meisten in der Elbphilharmonie stattfinden werden, kündigte Generalintendant Christoph Lieben-Seutter am Dienstag an. Der Vorverkauf für die rund 33.000 Tickets hat am Dienstag begonnen.
Höhepunkt des Programms sei die rund fünfstündige Oper "Saint François d'Assise" von Olivier Messiaen (1908-1992) über das Leben des Franz von Assisi, sagte Staatsoper-Intendant Georges Delnon. Die einzige Oper des französischen Komponisten sei nicht leicht zugänglich und werde dem Publikum einiges abverlangen. Die Leitung hat Hamburgs Generalmusikdirektor Kent Nagano, der die Entstehung der Oper in Paris bei Messiaen persönlich mitverfolgte und an der Uraufführung teilnahm. In Hamburg sind drei Konzerte geplant. Den Franziskus singt Johannes Martin Kränzle, der 2018 von Kritikern zum "Sänger des Jahres" gewählt wurde.
Als Komponistin im Mittelpunkt des Musikfestes steht die 88-jährige Russin Sofia Gubaidulina, die heute in Appen (bei Hamburg) lebt. Ihr Stück "Der Reiter auf dem weißen Pferd" ist Teil des Eröffnungskonzerts am 24. April. Ihr Oratorium "Über Liebe und Hass" wird am 24. Mai von den Hamburger Symphonikern aufgeführt. Prominente Orchester sind die Philharmoniker der Mailänder Scala, das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und die St. Petersburger Philharmoniker.
Das Motto "Glauben" sei weniger als fester religiöser Glaube, sondern eher als Tätigkeit zu verstehen, betonte Intendant Lieben-Seutter. Ziel sei nicht, den christlichen Gott zu preisen, sondern auch Raum zu geben für Zweifel und Aberglauben. Auf dem Programm steht unter anderem die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach, bei der das Publikum die Choräle mitsingen darf. Der Jazzpianist Stefano Bollani improvisiert über die Hits der Rock-Oper "Jesus Christ Superstar".
Ein Experiment gestaltet das Decoder Ensemble um den Komponisten und Bio-Informatiker Alexander Schubert. Sein Stück "Genesis" ist vom 27. April bis zum 3. Mai insgesamt 168 Stunden lang im Oberhafenquartier zu hören. Angekündigt ist eine interaktive Installation, bei der jeder "zum Mitschöpfer eines virtuellen Universums werden kann".