Essen/Düsseldorf (epd). Der Zentralrat der Jesiden in Deutschland (ZED) hat engagiertere Ermittlungen gegen IS-Rückkehrer gefordert. Es sei "völlig unverständlich", dass die in Deutschland lebenden jesidischen Opfer der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS) nicht automatisch angehört und als Zeugen vernommen würden, sagte der Vorsitzende Irfan Ortac der Essener "Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung" (Dienstag). Ortac forderte, vor allem die Jesidinnen zu kontaktieren, die von der Terrororganisation entführt wurden. So könne man möglichen Tätern eventuell auf die Spur kommen.
Nicht nur vor männlichen Rückkehrern des sogenannten Islamischen Staats habe die jesidische Gemeinschaft große Angst. Ortac sagte: "Die jesidischen Gefangenen des IS berichten, dass vor allem die ausländischen IS-Kämpferinnen schlimmer waren als die Männer." Man sei maßlos enttäuscht darüber, dass viele Frauen, die sich dem IS angeschlossen hätten, nicht angeklagt würden oder mit geringen Strafen davon kämen.
Ortac forderte zudem, deutsche IS-Angehörige zurückzuholen, die aktuell noch von kurdischen Kräften in Nordsyrien festgehalten werden: "Deutschland kann sich nicht aus der Verantwortung stehlen und so tun, als hätte es mit diesem Krieg nichts zu tun."
Die religiöse Minderheit der Jesiden wurde vom IS besonders brutal verfolgt. Die Vereinten Nationen sprachen von einem Völkermord. Tausende Jesiden wurden dabei zwischen 2014 und 2017 getötet, Tausende jesidische Frauen wurden entführt und vergewaltigt.
Viele ehemalige Kämpfer der Terrormiliz sind laut Medienberichten in Lagern der Kurden in Nordsyrien und in der Türkei interniert, darunter bis zu 100 deutsche Männer und Frauen mit rund 100 Kindern. Weil Deutschland und auch andere europäische Staaten ihre Staatsbürger bislang nicht zurücknehmen wollten, hatte die türkische Regierung kürzlich angekündigt, gefangen genommene IS-Kämpfer in ihre Heimatländer abzuschieben.