Berlin (epd). Die ostdeutschen Länder haben laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) bei der Angleichung der Lebensverhältnisse aufgeholt, liegen aber weiterhin zurück. Die Bevölkerung im Osten sei wegen Abwanderung und sinkender Geburtenraten nach der Wiedervereinigung älter als im Westen, der Anteil der Niedriglohnbeschäftigen und die Arbeitslosenquote sei höher, heißt es in der am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Analyse.
Einkommensungleichheit und steigende Armutsrisikoquoten seien dabei kein rein ostdeutsches Phänomen, betonte Studienautor Peter Krause vom Sozio-ökonomischen Panel. Auch im Westen gebe es Regionen, die im Vergleich zum Bundesdurchschnitt zurückfallen. Allerdings seien die ostdeutschen Flächenländer besonders betroffen, weil sie insgesamt deutlich stärker ländlich geprägt seien und vor allem in den städtischen Regionen die Bevölkerung deutlich gesunken sei.
Die ländliche Prägung im Osten habe sich seit 1990 sogar noch verstärkt, hieß es: Lebten damals rund 68 Prozent der Ostdeutschen auf dem Land, waren es 2017 etwa 71 Prozent - bei gleichzeitig deutlich rückläufigen Einwohnerzahlen. In Süd- und Norddeutschland seien dagegen die Bevölkerungszahlen in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen. Dort lebten nur 23 und 31 Prozent in ländlichen Regionen.
Das DIW bezeichnete pauschale Ost-West-Vergleiche 30 Jahre nach dem Mauerfall als überholt. "Wir müssen jetzt die Ost-West-Brille abnehmen und den Blick stärker auf die regional differenzierten Lebensbedingungen in allen Landesteilen lenken", sagte Krause.