Potsdam (epd). Der Erfolg der AfD in Ostdeutschland hat seine Wurzeln nach Einschätzung des Historikers Martin Sabrow bereits in der DDR. Viele AfD-Wähler hielten Umfragen zufolge die DDR für "eigentlich ganz erträglich", sagte der Direktor des Potsdamer Zentrums für Zeithistorische Forschung den "Potsdamer Neuesten Nachrichten" (Mittwoch): "Ihnen gilt die Unterscheidung zwischen Demokratie und Diktatur wenig oder gar nichts."
Dass sich die "Zentren des mutigen Aufstandes gegen das SED-Regime" außerhalb Berlins vor 30 Jahren mit den "Hochburgen der rechtspopulistischen Erregung heute" vielfach überlappen, lasse die Schlussfolgerung zu, dass es damals wie heute auch um Protest gegen "die von oben" gegangen sei und gehe, sagte Sabrow. Es werde die "Kontinuität einer sozialen Ichbezogenheit" sichtbar, die mit dem Staat nichts anfangen könne.
Die Skepsis gegen "die da oben" und der Unwille mitzumachen, habe seine Wurzeln nicht allein in der Vereinigungskrise nach 1989, sondern auch im Leben unter diktatorischen Bedingungen vor 1989, sagte Sabrow.
Den ostdeutschen AfD-Wählern gehe es vermutlich weniger um das Programm des Rechtspopulismus, als "um die Tradition einer Verweigerungshaltung und des Ressentiments gegen die vom Staat verkörperte Werteordnung", sagte Sabrow. Die "Denkwelt von Pegida" habe bereits 1989 angefangen. Im Umschwung der Rufe "Wir sind das Volk" zu "Wir sind ein Volk" bei den Demonstrationen in der DDR stecke die Forderung nach Zugehörigkeit ebenso wie die nach Ausgrenzung.