Bad Hersfeld (epd). Erstmals ist auf einer europäischen Bühne das Theaterstück "Der Club der toten Dichter" zu sehen: Das Werk wird bei den 70. Bad Hersfelder Festspielen (26. Juni bis 23. August 2020) aufgeführt. Die Idee, dieses Stück für Bad Hersfeld zu inszenieren, gehe auf eine Anregung der Journalistin und Fernsehmoderatorin Franziska Reichenbacher zurück, sagte Intendant und Regisseur Joern Hinkel am Montag bei der Vorstellung des Programms für 2020.
Tom Schulman, Drehbuchautor des gleichnamigen Films von Regisseur Peter Weir, war 1990 für "Der Club der toten Dichter" mit einem Oscar ausgezeichnet worden. 2016 schrieb er eine Fassung für das Theater, allerdings nur für zehn Figuren. Für Bad Hersfeld werde Schulman sein Manuskript um mehrere Charaktere erweitern und selbst zur Premiere kommen, erklärte Hinkel, der das Stück inszenieren wird.
"Wir erzählen von Menschen, die sich auf Tische stellen, um einen anderen Blickwinkel einnehmen zu können, aber auch von Menschen, die sich unter Tischen verstecken", sagte Hinkel zum Festspielprogramm 2020. Zu Beginn der Vorstellung war Hinkel selbst auf einen Tisch gestiegen und stellte damit eine berühmte Szene des Filmes "Der Club der toten Dichter" nach. Bei allen Stücken der Festspielsaison gehe es ihm vor allem um die Kraft der Sprache, sagte er. "Es geht um ihre Fähigkeit, die Menschen zu beflügeln, sie über sich selbst hinauswachsen zu lassen."
Eine weitere Uraufführung bei den Festspielen werde das Musical "Goethe!" sein, sagte Hinkel. Das Stück von Gil Mehmert (Buch und Regie), Martin Lingnau (Musik) und Frank Ramond (Songtexte) beschäftig sich mit dem Beginn der Karriere Goethes als Dichter. Mit dem Musical habe er versucht, eine Erzählform zu finden, die die Bedeutung Goethes poetisch überhöht, sagte Mehmert. Auch Texte Goethes würden in den Stücken zu hören sein.
Ein gesellschaftlich relevantes Thema behandle auch das Stück "Italienische Nacht" von Ödön von Horvath, sagte Hinkel. Dabei werde deutlich, wohin der Missbrauch von Worten führen könne. Unter der Regie von Tina Lanik gehe es unter anderem um die Verführbarkeit durch Sprache und um die Ohnmacht, sich mit den Argumenten und Parolen von Faschisten auseinanderzusetzen. Deren Sprache fließe derzeit immer stärker wieder in den Alltag ein, sagte Hinkel.
Im Programm der Festspiele finden sich zudem die Wiederaufnahmen des Musicals "My fair Lady" und das Kinderstück "Emil und die Detektive". Ein rasantes Stück verspricht auch die Komödie "Extrawurst" zu werden, die im Schloss Eichhof in der Inszenierung von Bettina Wilts aufgeführt werden soll. Sie stammt aus der Hand der Comedy-Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob, die unter anderem auch für "Ladykracher" und "Stromberg" Texte schrieben. In dem Stück geht es um einen Tennisclub, dessen Mitglieder darüber in Streit geraten, ob für ein muslimisches Mitglied ein extra Grill angeschafft werden soll.