Genf (epd). Angesichts von Protesten und Gewalt in vielen Ländern von Chile über Guinea bis zum Libanon hat die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, vor einer wachsenden Kluft zwischen Bevölkerungen und Regierenden gewarnt. Viele Menschen in den betroffenen Staaten seien wütend über wirtschaftliche und soziale Miseren, Korruption, Ungleichheit und die Konzentration des Reichtums bei kleinen Schichten, erklärte eine Sprecherin der UN-Hochkommissarin am Freitag in Genf.
Von fast allen Schauplätzen sei ein wachsendes Misstrauen der Menschen gegen Politiker und herrschende Eliten berichtet worden. Als weitere Länder und Territorien mit Demonstrationen nannte die Sprecherin Bolivien, Hongkong, Ecuador, Ägypten, Haiti und den Irak. In anderen Staaten wie Algerien, Honduras, Nicaragua, Malawi, Russland, Simbabwe und dem Sudan sei es früher in diesem Jahr zu Protesten und Ausschreitungen gekommen. Aber auch EU-Länder wie Frankreich hätten Unruhen erlebt.
Die Sprecherin Ravina Shamdasani betonte, dass in den Ländern verschiedene konkrete Ursachen für das Aufbegehren zu verorten seien. Sie forderte die Verantwortlichen in den Staaten auf, die Grundrechte der Bürger wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit zu achten und zu schützen. Gewalt gegen Menschen, die friedlich für berechtigte Anliegen protestieren, sei keine Lösung, sondern verschlimmere die Lage nur.
UN-Hochkommissarin Bachelet werde ein Expertenteam in ihr Heimatland Chile entsenden werde, erklärte die Sprecherin weiter. Die Menschenrechts-Fachleute sollten die dortigen blutigen Unruhen untersuchen. Die Proteste gegen Präsident Sebastián Piñera hatten sich an geplanten Fahrpreiserhöhungen für die Metro in Santiago de Chile entzündet. Bachelet bekleidete zwei Mal das Präsidentenamt Chiles.