Marburg (epd). Möglicher Fortschritt beim Kampf gegen Plastik in den Meeren: Marburger Zellbiologen haben in Meeresalgen ein Enzym eingesetzt, das Kunststoff abbauen kann. "Unsere Ergebnisse im Labor zeigen, dass sich mit diesem Ansatz prinzipiell PET aus Meerwasser entfernen lässt", sagte der Biologe Daniel Moog. Ihm schweben laut einer Mitteilung der Universität vom Freitag abgegrenzte, Klärwerk-ähnliche Anlagen vor, in denen die veränderte Alge das Mikroplastik der Ozeane abbaut.
Der Kunststoff PET dient unter anderem zur Herstellung von Plastikflaschen. "Schätzungen gehen davon aus, dass es im Jahr 2050 in den Ozeanen mehr Plastik als Fische geben wird", erklärte Moog. Plastikmüll könne von Lebewesen aufgenommen werden und diese ernstlich schädigen.
Dass Bakterien das Plastikmaterial PET abbauen können, sei schon seit einigen Jahren bekannt. Mikroorganismen wie Ideonella sakaiensis gäben ein Enzym ab, das PETase genannt wird. Es zerlegt die Kettenmoleküle des Kunststoffs in seine Bestandteile. Ideonella sei jedoch nicht gut an das Salzwasser der Meere angepasst.
Die Marburger Forscher verwendeten für ihre Versuche daher eine Kieselalge, die aus dem Meer stammt. Sie bauten in die Alge eine maßgeschneiderte Version des Bakteriengens ein, das die Anleitung für das Enzym enthält. Die Kieselalgen, die das Enzym PETase produzieren, könnten so zu einem klimafreundlichen Recycling von PET beitragen, erklärte Moog.