Berlin/New York (epd). Vor dem UN-Nachhaltigkeitsgipfel am Dienstag in New York haben Umweltschützer ein Umsteuern in der deutschen Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialpolitik gefordert. "Überfällig ist ein Wechsel der Prioritäten: Wir müssen unsere Lebensgrundlagen erhalten, hier und weltweit", erklärte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das sture Festhalten am Wachstumsdenken konterkariere wirksamen Maßnahmen. Deutschland müsse mit gutem Beispiel vorangehen.
Weiger bezeichnete die UN-Nachhaltigkeitsziele, die von der Staatengemeinschaft 2015 beschlossen wurden, als Blaupause für eine friedliche und gerechte Zukunft auf dem Planeten. Dazu gehört, bis 2020 Hunger und Armut zu überwinden, wirtschaftliche Ungleichheit abzubauen, den Klimawandel zu bekämpfen und die Artenvielfalt zu erhalten. In den zurückliegenden vier Jahren sei aber viel zu wenig getan worden, kritisierte Weiger. An dem Nachhaltigkeitsgipfel nimmt auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.
Der BUND-Vorsitzende betonte, die Regierung Merkel müsse dringend nachlegen, um in ihrem internationalen Engagement glaubwürdig zu sein. Denn wesentliche Ziele der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie seien bei einem Weiter-so nicht erreichbar. So würden Tag für Tag bundesweit mehr als 60 Hektar Bodenflächen für Siedlungen und Verkehr versiegelt - doppelt so viel, wie sich die Bundesregierung bis 2030 zum Ziel gesetzt habe.
Der BUND-Vorsitzende forderte, die Emissionen im Personen- und Güterverkehr drastisch zu reduzieren, die erneuerbaren Energien konsequent auszubauen und den Anteil der ökologischen Landwirtschaft auf 20 Prozent der Fläche zu erweitern. Die europäische Agrarpolitik dürfe nicht länger durch die Nachfrage billiger Futtermittel zur Zerstörung der tropischen Regenwälder beitragen, fügte Weiger hinzu.