Brüssel (epd). Rettungsorganisationen haben in Brüssel der EU und einzelnen Mitgliedstaaten schwere Vorwürfe gemacht. Während die staatliche Seenotrettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer eingestellt worden sei, würden die zivilen Retter an ihrer Arbeit gehindert und kriminalisiert, erklärten Vertreter von im Mittelmeer aktiven Organisationen bei der Veranstaltung "Leben retten ist kein Verbrechen" am Mittwoch im Europaparlament.
"Unsere Minimalforderung: Lasst die zivile Seenotrettung Eure Arbeit machen, solange Ihr es nicht tut", sagte Markus Stottut von der Organisation "Jugend Rettet" am Mittwoch im Europaparlament. Das Schiff der Organisation, die "Iuventa", ist seinen Angaben zufolge seit zwei Jahren in Italien beschlagnahmt, "ohne Beweis, ohne Anklage". Es habe ein Exempel statuiert werden sollten, sagte Stottut bei der von der Linken-Fraktion organisierten Anhörung. Zuvor sei die Brücke des Schiffes verwanzt worden, um Belege für eine Beihilfe zur illegalen Migration zu finden.
Georgia Linardi von Sea-Watch schilderte, wie die Mitarbeiter ihrer Organisation tote Körper auch von Kindern aus dem Meer geborgen hätten und Menschen in ihren Armen sterben gesehen hätten. Nichts sei jedoch so zerreißend, wie die Situation, wochenlang auf die Erlaubnis zum Anlanden in Europa warten und alle fünf Minuten den Geretteten erklären zu müssen, dass ein Kontinent in Frieden sie nicht haben wolle.
Bürokratische Hindernisse schilderte Oscar Camps von "Open Arms". So sei ihr Rettungsschiff in Spanien von einem auf den anderen Tag von den Behörden als Passagierschiff behandelt worden, entsprechend hätte es dann auch anders ausgestattet werden müssen. In Italien habe die Organisation einmal ein Jugendgericht einschalten müssen, damit Minderjährige von Bord durften. Wie andere Redner machte Camps auf die furchtbaren Zustände in libyschen Lagern aufmerksam, aus denen den Berichten zufolge viele der auf dem Mittelmeer Geretteten geflohen waren.