Düsseldorf (epd). Immer mehr Menschen besitzen in Deutschland einer Umfrage zufolge einen Kleinen Waffenschein. Waren 2014 noch 260.000 Bürger berechtigt, eine Schreckschusswaffe zu tragen, stieg die Zahl bis Ende Juni dieses Jahres auf rund 640.000, wie die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Dienstag) unter Berufung auf eine eigene Umfrage bei den Innenministerien aller 16 Bundesländer berichtete. In den vergangenen zwölf Monaten sei die Zahl um rund neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angestiegen.
Ein Kleiner Waffenschein berechtigt zum Führen einer Gas-, Schreckschuss- oder Signalwaffe. Antragsteller müssen volljährig sein und werden von der Polizei durch Auskünfte unter anderem aus dem Bundeszentralregister und dem Staatsanwaltschaftlichen Verzeichnis auf ihre Zuverlässigkeit und Eignung zum Führen einer Waffe geprüft.
Im Verhältnis zur Bevölkerung ist die Quote der Waffenscheinbesitzer dem Bericht zufolge in Schleswig-Holstein mit 9,6 Scheinen pro 1.000 Einwohner und im Saarland mit 9,2 Scheinen am höchsten. In Nordrhein-Westfalen kamen auf 1.000 Einwohner rund neun Kleine Waffenscheine.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von einem "latenten Unsicherheitsgefühl" in der Bevölkerung. "Spätestens seit den Ereignissen auf der Kölner Domplatte in der Silvesternacht 2015 fühlen sich offenbar immer mehr Menschen verunsichert", sagte der Gewerkschaftsvorsitzende Oliver Malchow der "Rheinischen Post" mit Blick auf die damaligen massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen. "Der problematische Anstieg Kleiner Waffenscheine zeigt, dass wir daran arbeiten müssen, vielen Bürgern ein Sicherheitsgefühl zurückzugeben", sagte Malchow. Ein erster wichtiger Schritt dazu sei mehr Polizeipräsenz auf den Straßen.
Insgesamt gibt es in Deutschland den Angaben zufolge rund 5,4 Millionen Waffen verschiedener Kategorien in Privatbesitz. Das sind rund 66 Waffen je 1.000 Einwohner.