Dresden (epd). Das deutsche Seenotrettungsschiff "Eleonore" mit 101 Flüchtlingen an Bord will den Hafen der sizilianischen Stadt Pozzallo anlaufen. Kapitän Claus-Peter Reisch habe nach einem heftigen Gewitter und Überflutungen an Bord am Montagmorgen den Notstand ausgerufen, teilten Mitarbeiter der Dresdner Hilfsorganisation "Mission Lifeline" auf Twitter mit.
"Die lebensbedrohliche Lage an Bord zwingt mich, den nächsten sicheren Hafen anzulaufen", schrieb Reisch in dem Kurznachrichtendienst. Die Zustände an Bord des nur 46 Quadratmeter großen Schiffs seien nach rund einer Woche auf See nicht mehr tragbar. Die Häfen in den nächstgelegenen Ländern Italien und Malta haben es dem Rettungsschiff bislang untersagt, in einem ihrer Häfen einzulaufen.
Die Crew der "Eleonore" hatte die Flüchtlinge am vergangenen Montag vor der Küste Libyens aus Seenot geborgen. Die meisten Geretteten stammen nach Angaben der Hilfsorganisation aus dem Sudan. Unter ihnen sind 30 Minderjährige, vier davon sind unter zehn Jahre alt.
Die zehnköpfige Crew des Schiffs war erst wenige Tage vorher zu ihrem ersten Rettungseinsatz aufgebrochen. Das erste Schiff der Organisation, die "Lifeline", war im vergangenen Sommer in Malta beschlagnahmt worden. Mit 234 geretteten Flüchtlingen an Bord hatte es dort erst nach tagelanger Irrfahrt anlegen dürfen.
Kapitän Reisch wurde mit der Begründung angeklagt, das Schiff falsch registriert zu haben. Ein Gericht in der maltesischen Hauptstadt Valletta verurteilte den 58 Jahre alten Kapitän Mitte Mai zu 10.000 Euro Geldstrafe. Gegen das Urteil hat Reisch Revision eingelegt.