Warschau (epd). Appelle zu internationaler Zusammenarbeit und Einsatz für den Frieden haben das Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 80 Jahren geprägt. Das vereinte Europa sei die "rettende Idee" und die "Lehre aus Jahrhunderten von Krieg und Verwüstung, von Feindschaft und Hass", sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag bei der zentralen Gedenkveranstaltung in Warschau. Auch der gastgebende polnische Präsident Andrzej Duda würdigte die europäische Einigung.
Duda appellierte an die Staaten der Nato und der EU, Aggressionen in den internationalen Beziehungen entschieden entgegenzutreten. In den 1930er Jahren sei das versäumt worden. Dem nationalsozialistischen Deutschland hätte Einhalt geboten werden müssen, sagte er unter anderem mit Verweis darauf, das sich vor dem Überfall auf Polen das nationalsozialistische Deutschland bereits Österreich einverleibt hatte, ohne dass Konsequenzen gezogen worden seien.
Steinmeier und Duda hatten am frühen Morgen bereits beim Gedenken in der Stadt Wielun gesprochen, das beim deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 erstes Ziel von Angriffen deutscher Sturzkampfbomber wurde. Schätzungen zufolge starben im Zweiten Weltkrieg zwischen 1939 und 1945 rund 60 Millionen Menschen.
Zu der zentralen Gedenkfeier mit Staatsgästen aus rund 40 Ländern in Warschau reiste auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die USA vertrat Vizepräsident Mike Pence. Angesichts der angespannten polnischen Beziehungen zu Russland war der östliche Nachbar beim Weltkriegsgedenken nicht vertreten.
Steinmeier sagte: "Ich bitte um Vergebung für Deutschlands historische Schuld. Ich bekenne mich zu unserer bleibenden Verantwortung." Die Versöhnung nach dem Krieg sei eine Gnade, "die wir Deutsche nicht verlangen konnten, aber der wir gerecht werden wollen". Die deutsche Verantwortung gelte Europa.
Europa müsse stärker und selbstbewusster werden. "Aber wir wissen auch: Europa soll nicht stark sein ohne Amerika - oder gar gegen Amerika", fügte der Bundespräsident hinzu. Pence sagte: "Heute sind wir hier als Freunde, als Alliierte zusammen." Das Zusammenstehen unabhängiger Nationen sei die beste Absicherung für Freiheit.
Steinmeier sagte, die Vergangenheit sei nicht abgeschlossen. Je länger der Zweite Weltkrieg zurückliege, desto wichtiger werde das Erinnern: "Ein Krieg ist beendet, wenn die Waffen schweigen. Seine Folgen aber sind ein Erbe für Generationen."