Ethik-Kommission des DFB verzichtet auf Anklage gegen Tönnies

Ethik-Kommission des DFB verzichtet auf Anklage gegen Tönnies
Gremium missbilligt aber Äußerungen des Schalke-Aufsichtsratschefs
Wegen seiner umstrittenen Äußerungen über Afrikaner muss sich der Schalke-Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies nicht vor der Ethik-Kammer des DFB-Sportgerichts verantworten. Nach Ansicht der Ethik-Kommission des DFB ist Tönnies kein Rassist.

Frankfurt a.M./Gelsenkirchen (epd). Der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußballbundesligisten Schalke 04, Clemens Tönnies, muss sich wegen seiner herablassenden Äußerungen über Afrikaner nicht vor dem Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verantworten. Die Ethik-Kommission des DFB missbillige den Satz von Tönnies, habe aber entschieden, kein Verfahren bei der Ethik-Kammer des Sportgerichts des DFB einzuleiten, teilte das Gremium am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. Zur Begründung verwies die Ethik-Kommission unter anderem auf das entwicklungspolitische Engagement des 63-jährigen Fleischfabrikanten.

Der Verzicht auf eine Anklageerhebung wurde unter anderem auch damit begründet, dass Tönnies bei der eingehenden Anhörung und Befragung von Mitte August überzeugend vermittelt habe, dass er kein Rassist sei. "Seine Distanzierung von seiner Äußerung und sein Erschrecken darüber sind der Kommission glaubhaft." Zudem seien der Kommission "auch nach Befragung aus seinem sportlichen Umfeld" keine vorherige rassistischen Äußerungen von Tönnies bekanntgeworden. Der Schalke-Boss sei bislang nicht mit rassistischen Äußerungen "in Erscheinung getreten". Auch in Zukunft sei nicht damit zu rechnen, dass sich der Aufsichtsratschef des Gelsenkirchener Bundesliga-Clubs erneut rassistisch äußert.

Tönnies hatte am 1. August beim Tag des Handwerks in Paderborn höhere Steuern im Kampf gegen den Klimawandel kritisiert. Vor knapp 1.600 Gästen fügte er nach einem Bericht der Zeitung "Neue Westfälische" hinzu, stattdessen sollten lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanziert werden: "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren." Diese Aussagen wurden bundesweit heftig kritisiert.

Vertreter aus Gesellschaft, Politik und Sport warfen Tönnies Rassismus vor und forderten seinen Rücktritt. Nach Einschätzung der DFB-Ethik-Kommission erfolgte diese Einschätzung zurecht. Zudem verstoße die Aussage gegen "die Grundsätze aus der Satzung des DFB ..., die Rassismus und Diskriminierung als nicht vereinbar mit den Werten des Fußballs ablehnen". Auch Fans und ehemalige Spieler von Schalke 04 reagierten entsetzt auf die Worte Tönnies'.

Der Unternehmer und Sportfunktionär entschuldigte sich daraufhin unter anderem auf der Homepage des Fußballclubs für seine Aussage, die "falsch, unüberlegt und gedankenlos" gewesen sei. Nach einem Beschluss des Schalker Ehrenrats lässt Tönnies seinen Aufsichtsratsposten bei dem Bundesligaverein für drei Monate ruhen.

Die Ethik-Kommission des DFB überwacht den Ehrenkodex, in dem sich der Verband zu Qualität, Objektivität, Ehrlichkeit, Fairness und Integrität bekennt. Die Kommission ist unabhängig und soll in allen Fällen ermitteln, die der Integrität und dem Ansehen des DFB und seiner Mitgliedsverbände schaden, insbesondere bei illegalem oder unethischem Verhalten. Das Gremium kann selbst keine Strafen verhängen, aber Untersuchungen einleiten und Anklage bei der Ethik-Kammer des Sportgerichts erheben.

Mitglieder der Ethik-Kommission sind der Theologe und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, die Rechtsanwälte Anja Martin und Bernd Knobloch sowie die Betrugsermittlerin Birgit Galley.