Berlin (epd). 80 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs und 74 Jahre nach dessen Ende suchen noch immer Tausende Menschen nach damals vermissten Angehörigen. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres seien knapp 4.800 Anfragen dazu beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) eingegangen, teilte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt am Donnerstag in Berlin mit. Im gesamten Jahr 2018 gab es nach ihren Worten mehr als 8.900 Suchanfragen. Auch in diesem Jahr rechnet die Hilfsorganisation mit rund 9.000 neuen Fällen.
Der Suchdienst hilft Menschen dabei, Vermisste wiederzufinden oder bei der Klärung des Schicksals Vermisster zu helfen. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, an dessen Beginn an diesem Sonntag (1. September) mit zahlreichen Veranstaltungen gedacht wird, erreichten die Organisation nach eigenen Angaben 14 Millionen Anfragen zu Vermissten. In 8,8 Millionen Fällen habe man klärende Auskünfte an Angehörige erteilen können.
Auch heute hilft der Suchdienst Familien, die etwa durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht oder Migration getrennt wurden. Die Fälle sind allerdings leicht rückläufig, wie die Organisation mitteilte. Von Januar bis Ende Juni 2019 gab es 1.034 neue Anfragen. Im Gesamtjahr 2018 waren es knapp 2.300 Fälle. Weltweit wird nach Angaben des Suchdienstes aktuell nach mehr als 140.000 Vermissten gesucht.
Hasselfeldt sagte, die Suche nach aktuell vermissten Angehörigen sei schwierig. Umfangreiche Recherchen seien notwendig. Die größte Schwierigkeit sei, dass die Suchenden oftmals nicht sagen könnten, in welchem Land sie ihre Angehörigen vermuten, sagte die Leiterin der Suchdienst-Leistelle, Dorota Dziwoki.
Sie erklärte, auch heute verlören viele Menschen auf der Flucht den Kontakt zu den Angehörigen. Am Anfang hätten viele noch ein Mobiltelefon. Durch Überfälle, Menschenhandel oder Inhaftierung gehe es auf dem Weg oft verloren. In Haft fehlten dann auch Kommunikationsmöglichkeiten wie das Internet, um Angehörige zu informieren.