Berlin (epd). Angesichts großer Lücken in der Ganztagsbetreuung von Schulkindern hat die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel stärkere Anstrengungen von Bund, Ländern und Kommunen gefordert. "Ein Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter ist ein erster wichtiger Schritt, der aber nicht ausreicht", sagte Schnabel der "Welt am Sonntag". Gerade der Übergang in die weiterführende Schule sei nicht einfach, und viele Kinder benötigten dort in den ersten Jahren noch eine Betreuung.
Dabei gehe es nicht allein um die Beaufsichtigung der Kinder, betonte die Bonner Wirtschaftswissenschaftlerin, die seit 2014 dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört. Vielmehr sollten auch Bildungsangebote wie eine hochwertige Hausaufgabenbetreuung oder Instrumentalunterricht unterbreitet werden. "Eine verlässliche Ganztagsbetreuung in den ersten Schuljahren würde einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass beide Eltern berufstätig sein können", sagte Schnabel. Da die Kommunen diese Aufgabe nicht alleine stemmen könnten, müssten Bund und Länder deutlich mehr Geld zur Verfügung stellen.
Bisher sieht der Koalitionsvertrag der Bundesregierung den flächendeckenden Ausbau von Ganztagsplätzen für Schulkinder bis zum Jahr 2025 vor. Die Bundesregierung will dafür zwei Milliarden Euro ausgeben. Nach Berechnungen der Kultusminister der Länder belaufen sich die Kosten jedoch auf insgesamt rund zehn Milliarden Euro jährlich. Die Länder verlangen vom Bund deutlich mehr Geld.
Derzeit liegt die Betreuungsquote für Grundschulkinder dem Kölner Institut der deutschen Wirtschaft zufolge im bundesweiten Durchschnitt bei 34,5 Prozent, wie es hieß. Hingegen betrage die Betreuungsquote für Kita-Kinder bundesweit 94 Prozent. Knapp die Hälfte der Kita-Kinder verfüge dabei über einen Ganztagsplatz.
epd mih