Osnabrück (epd). Verbraucherschützer haben sich im Streit über ein Tierwohllabel hinter den Plan von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) für ein freiwilliges Siegel gestellt. Der Vorstand des Verbraucherzentrale-Bundesverbandes, Klaus Müller, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag), Deutschland solle jetzt mit einem freiwilligen Label starten, statt "durch Endlosdiskussionen den Status quo zu zementieren". Ein freiwilliges Tierwohllabel sei ein erster Schritt.
Länder und Industrie dürften dies nicht weiter verzögern, betonte Müller: "Wer jetzt auf einem sofort verpflichtenden Label beharrt, wird sich verheben." Klöckner hat einen Gesetzentwurf für ein Tierwohllabel ausgearbeitet. Wegen Widerstandes aus der Industrie und Bundesländern wie Niedersachsen, die ein verpflichtendes Label fordern, liegt der Entwurf auf Eis.
"Sehr viele Verbraucher wollen endlich wissen, wie es dem Tier vor dem Schlachten ergangen ist, und warten seit Jahren auf ein transparentes, staatliches Siegel", sagte Müller. "Jetzt gibt es die Möglichkeit, und die darf die Bundesregierung nicht verstreichen lassen."
Wenn es ein vertrauenswürdiges staatliches Label gebe und Handel und Landwirte Fleisch mit höheren Tierwohlstandards anböten, werde "ein relevanter Teil der Bevölkerung dafür auch mehr bezahlen", erklärte Müller. Gleichzeitig mahnte er weitere Schritte an. Während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in einem Jahr sollte der Weg zu einer EU-weiten Kennzeichnungspflicht geebnet werden.
Überdies müsse sich Klöckner viel stärker dafür einsetzen, dass europäische Bauern gefördert würden, wenn sie für mehr Tierwohl sorgten, sagte Müller: "Das, was die Ministerin in Berlin erzählt, muss sie in Brüssel umsetzen."