Genf, Neu-Delhi (epd). Die Vereinten Nationen haben sich "tief beunruhigt" über die Entwicklungen im indischen Teil Kaschmirs geäußert. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte warnte am Mittwochabend, die verfügten Einschränkungen verschlechterten die Menschenrechtslage in der Himalaya-Region. Auch am Donnerstag blieb die Lage im mehrheitlich von Muslimen bewohnten indischen Teil Kaschmirs angespannt. Über 500 Menschen, darunter auch Universitätsprofessoren und Geschäftsleute, sind inzwischen inhaftiert.
UN-Sprecher Rupert Colville kritisierte in Genf die Unterbrechung von Internet- und Telefonverbindungen, Ausgangssperren, willkürlichen Festnahmen von Politikern und das Verbot friedlicher Versammlungen. Dies hindere die Bevölkerung, an der demokratischen Debatte über die Zukunft des indischen Bundesstaats Jammu und Kaschmir teilzunehmen. Dass kaum Informationen aus der Region nach draußen gelangten, sei allein schon Anlass zu großer Sorge, sagte der Sprecher von UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet.
Am Dienstag hatte das indische Parlament in Neu-Delhi den in der Verfassung verankerten Autonomie-Status von Jammu und Kaschmir aufgehoben und die Abspaltung des buddhistisch geprägten Ladakh als neuen Bundesstaat beschlossen. Die Menschen in Kaschmir befürchten nun eine "Hinduisierung".
Das Kaschmir-Gebiet wird von Indien und Pakistan beansprucht. Es war Anlass für kriegerische Konflikte und ist durch eine Demarkationslinie zwischen den beiden Atommächten geteilt. Im indischen Teil verüben Separatisten immer wieder Anschläge, indischen Sicherheitskräften werden Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.
Pakistan protestierte gegen die Abschaffung der Autonomierechte für Kaschmir und appellierte an Neu-Delhi, den Schritt zu überdenken. Als Reaktion verfügte Islamabad die Ausweisung indischer Diplomaten und setzte den Handel zwischen beiden Ländern aus. Im September will Pakistan den Kaschmir-Konflikt vor den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bringen.