Stuttgart (epd). Anlässlich des fünften Gedenktags des Genozids an den Jesiden hat der Vorsitzende des Zentralrates der Jesiden in Deutschland, Irfan Ortac, für den Aufbau der Heimat der Jesiden im Nordirak plädiert. "Wer den Jesiden helfen möchte, muss ihre Heimat wiederaufbauen", sagte er bei der Gedenkfeier am Samstag in Stuttgart. Trotz massiver wirtschaftlicher und militärischer Unterstützung der internationalen Gemeinschaft hätten es weder die irakische noch die kurdische Regierung geschafft, dass die Jesiden in ihre Heimat in den Nordirak zurückkehren können, kritisierte er. Deshalb sei es notwendig, dass eine internationale Konferenz mit der Beteiligung der Mitglieder des Weltsicherheitsrates stattfinde.
"Es gibt nur einen Weg, den fortlaufenden Genozid zu verhindern", sagte Ortac. Dies sei der Wiederaufbau der Heimat Shingal, die Rückkehr der Flüchtlinge aus den Lagern und die Teilnahme der Jesiden am politischen Leben im Irak sowie die Versöhnung zwischen Völkern und Religionen in der Region.
Das Hauptsiedlungsgebiet der Jesiden, die Sindschar-Region im Nordirak, war am 3. August 2014 von Kämpfern der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) überfallen worden, die dort ein Blutbad anrichteten. Mehrere tausend Zivilisten wurden ermordet, Tausende Frauen und Mädchen wurden verschleppt und versklavt. Noch immer fehlt von vielen jegliche Spur. Vor dem IS-Überfall lebten etwa 600.000 Jesiden in der Sindschar-Region, heute sind es etwa zwischen 40.000 bis 80.000. Rund 300.000 Jesiden leben noch heute in Flüchtlingslagern, weil eine Rückkehr unmöglich ist.