Bonn (epd). Angesichts der aktuellen Hitzewelle in Europa spricht sich der Deutsche Tierschutzbund für einen vorübergehenden Stopp von Tiertransporten aus. "Wir appellieren an die Bundesregierung und die Bundesländer sowie an die Veterinärämter, Transportunternehmer und Landwirte bei dieser extremen Hitze Tiertransporte in jedem Fall auszusetzen", sagte die Fachreferentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Tierschutzbund, Frigga Wirths, am Freitag in Bonn. "Transporte sind für Tiere immer eine große Belastung - die derzeit extreme Sommerhitze gepaart mit den unzureichenden Bestimmungen hinsichtlich Temperatur und Wasserversorgung machen sie zur Tortur."
In den vergangenen Tagen hatte es den Angaben zufolge mehrere Vorfälle mit Tieren gegeben, die bei einem Transport verendeten. Rund 500 Hühner starben demnach in einem ungekühlten Tiertransporter auf der Autobahn 5 nahe dem hessischen Pohlheim. Bei Dortmund stoppte die Polizei einen Tiertransporter mit 143 dehydrierten Schweinen, von denen drei bereits tot waren.
Der Tierschutzbund fordert zudem eine Überarbeitung der Transportvorschriften, die bisher nur für Langstreckentransporte von lebenden Tieren detaillierte Angaben machen. So gilt nur für Fahrten von einer Dauer von acht oder mehr Stunden, dass die Temperaturen im Inneren des Lasters nur bei maximal 30 Grad liegen dürfen und die Tiere mit Wasser versorgt werden müssen.
Dass Tiere kilometerweit über Europas Straßen gefahren werden, liegt nach Angaben der Tierschützer auch an fehlenden regionalen Strukturen und wirtschaftlichen Gründen: "Wenn Geflügel wie im aktuellen Fall aus Frankreich nach Polen zur Schlachtung transportiert wird, nur weil dies dort billiger ist, wird Tierleid in Kauf genommen", kritisierte Wirths. Da immer mehr kleinere regionale Schlachthöfe schlössen, müssten Tiere zudem immer weiter transportiert werden. Das Ziel müsse es deshalb sein, Lebendtiertransporte ganz abzuschaffen. Statt der lebenden Tiere sollte besser das Fleisch der geschlachteten Tiere transportiert werden.