Brüssel, Paris (epd). Die Hilfsorganisationen "Ärzte ohne Grenzen" und SOS Mediterranee wollen mit ihrem neuen Schiff "Ocean Viking" so lange auf dem Mittelmeer im Einsatz bleiben, wie das nötig sei. Solange Menschen auf See stürben und es keine angemessene Rettungsflotte gebe, werde die Zivilgesellschaft mit den beiden Hilfsorganisationen aktiv bleiben, kündigte die Generaldirektorin von SOS Mediterranee, Sophie Beau, am Montag in Paris an. Zugleich rief sie bei einer gemeinsamen Pressekonferenz beider Organisationen zu Spenden auf, da die Mission pro Tag 14.000 Euro koste.
"Ärzte ohne Grenzen" hatte bereits am Sonntag in Berlin bekanntgegeben, dass die "Ocean Viking" Ende des Monats ihren Einsatz beginnen solle. Derzeit ist sie auf dem Weg ins Mittelmeer. Die unter norwegischer Flagge fahrende "Ocean Viking" ist den Angaben zufolge ein 1986 gebautes, 69 Meter langes Hochsee-Versorgungsschiff, das ursprünglich als Rettungsschiff konzipiert wurde und bis zu 200 gerettete Menschen an Bord nehmen kann. Es ersetzt die früher von den beiden Organisationen betriebene "Aquarius".
Der Weg über das Mittelmeer sei für viele Frauen, Männer und Kinder der einzige Weg, um Vergewaltigung, Folter und Zwangsarbeit in Libyen zu entgehen, erklärte Joanne Liu, die Präsidentin von "Ärzte ohne Grenzen". Die Rückkehr der Organisationen aufs Meer sei angesichts der Tatenlosigkeit der europäischen Regierungen ein humanitärer Akt. Laut "Ärzte ohne Grenzen" sind allein in diesem Jahr mindestens 426 Menschen auf der Flucht über die zentrale Mittelmeerroute von Nordafrika nach Europa ums Leben gekommen.