Hannover (epd). Angesichts steigender Zahlen bei den Kirchenaustritten hat die evangelische Kirchenamtspräsidentin Stephanie Springer aus Hannover Änderungen im System der Kirchensteuer angeregt. Für viele junge Menschen, die gerade ins Arbeitsleben starteten oder eine Familie gründen wollten, könne es eine Belastung darstellen, Kirchensteuer zu zahlen, sagte Springer der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Samstag): "Zukünftig sollten wir uns also überlegen, ob wir die Art und Weise nicht verändern. Eine Möglichkeit wäre, den Start der Zahlung einfach weiter nach hinten zu verlegen."
Nach der jüngsten Jahresstatistik der evangelischen und katholischen Kirche treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus. Im vergangenen Jahr traten rund 220.000 Mitglieder aus der evangelischen Kirche aus (2017: rund 200.000), ein Anstieg um rund 11,6 Prozent. Der katholischen Kirche kehrten im vergangenen Jahr knapp 216.000 Menschen den Rücken, ein Jahr zuvor waren es noch rund 168.000 gewesen. Das ist ein Anstieg um 29 Prozent gegenüber der Vorjahreszahl. Freiburger Wissenschaftler hatten in einer Studie dargelegt, dass vor allem junge Leute zwischen 25 und 35 Jahren, die mit dem Eintritt ins Erwerbsleben erstmals Kirchensteuer zahlen müssten, aus der Kirche austreten.
Springer hält die Kirchensteuer grundsätzlich für einen "absoluten Glückfall". Das System sei gerecht, unterstrich die Kirchenjuristin: "Reiche geben viel und Arme weniger. Daneben tut man etwas für die Gesellschaft." Springer leitet das Landeskirchenamt der hannoverschen Landeskirche und steht damit an der Verwaltungsspitze der größten deutschen evangelischen Landeskirche.