Nürnberg (epd). Die Gebeine des Heiligen Sebaldus aus dem achten Jahrhundert sind am Samstag in einer feierlichen Zeremonie in der Nürnberger Kirche St. Sebald erstmals der Öffentlichkeit präsentiert worden. Pfarrer Martin Brons brach während eines Rituals die Siegel der beiden Holzladen, in denen sich 13 purpurfarbene Stoffsäckchen befinden. Sie enthalten unter anderem die Schädeldecke und längere Knochenstücke des Nürnberger Stadtpatrons.
Zusammen mit Frank Heydecke, Restaurator am Germanischen Nationalmuseum, überprüfte der Pfarrer die Vollständigkeit der Säckchen und die Anzahl der Urkunden der bislang 18 Visitationen, bei denen sich Vertreter von Kirche, Stadt und Wissenschaft seit 1463 im Abstand von 25 bis 50 Jahren von der Vollständigkeit der Reliquien überzeugen. Brons bezeichnete es als ein identitätsstiftendes Geschenk an alle Nürnberger gleich welcher Konfession, dieses Ritual miteinander zu feiern. Die Gebeine des Sebaldus seien mehr als eine bloße Ansammlung von Knochen, an ihnen breite sich die Stadtgeschichte vor der Bevölkerung aus. Der Einsiedler Sebaldus sei vor rund 1.000 Jahren für die Stadtväter ein wichtiger Ansprechpartner in Glaubens- und Lebensfragen gewesen, der schon zu Lebzeiten verehrt worden war.
Anlass der 19. Graböffnung war das 500. Jubiläum der Fertigstellung des Grabmals aus der Werkstatt Peter Vischers, das als eines der bedeutendsten vorreformatorischen Bronzewerke der Welt gilt. Das Grabmonument beherbergt einen silberbeschlagenen Schrein aus dem Jahr 1397, in dem sich die Gebeine des 1425 heiliggesprochenen Sebaldus befinden.
Im Anschluss an die Visitation übernahmen Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege die Untersuchungen an den Laden, den Säckchen und den Urkunden.