Genf (epd). Der Weltkirchenrat will zu seiner nächsten Vollversammlung in Karlsruhe 2021 Vertreter des Islams und anderer Religionen einladen. Die Vielfalt der Religionen sei eine Chance für Annäherung und Verständigung, sagte der Generalsekretär des ökumenischen Dachverbandes, Olav Fykse Tveit, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) werde zu dem Treffen im September 2021 in Baden-Württemberg auch Repräsentanten der katholischen Kirche einladen, betonte der Lutheraner Tveit. Vorsichtig äußerte sich der norwegische Theologe auf die Frage, ob der ÖRK polarisierende Politiker vom rechten oder linken Rand zu der Tagung zulassen werde. "Unsere Versammlung soll nicht als Plattform für extreme Interessen missbraucht werden, da ziehen wir klare Grenzen", erklärte Tveit.
Innerhalb der Kirchen wird seit Jahren darüber diskutiert, wie man mit rechtspopulistischen Bewegungen in Gemeinden und kirchlichen Gremien umgehen soll. Beim evangelischen Kirchentag im Juni in Dortmund etwa waren AfD-Politiker zu keinem Forum eingeladen.
Zu der 11. Vollversammlung erwartet Tveit rund 850 Delegierte. Zudem würden 3.000 Gäste aus aller Welt an der Zusammenkunft unter dem Motto "Die Liebe Christi bewegt die Welt zu Versöhnung und Einheit" teilnehmen, sagte der Generalsekretär. Er hob hervor, dass zum ersten Mal das Wort "Liebe" in einem Motto einer ÖRK-Vollversammlung vorkomme.
"Die Vollversammlung soll starke Impulse für Frieden auf der Welt geben", sagte Tveit. Angesichts der vielen Konflikte auf der Welt müssten die Kirchen ihre Aufgabe als Kraft der Versöhnung besonders ernst nehmen. Die eine Woche dauernde Versammlung solle ein Ort des Zusammenhalts, der Kontaktpflege, des Zuhörens und der Ermutigung sein.
Tveit (58) wird an der Vollversammlung nicht mehr als Generalsekretär des ÖRK teilnehmen. Er übernahm die Position des Generalsekretärs 2010, sein Vertrag läuft Ende März 2020 aus. Derzeit suchen die ÖRK-Gremien eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger.
Die Vollversammlung ist das höchste Beschlussgremium des 1948 gegründeten Dachverbandes und tritt etwa alle acht Jahre zusammen, zuletzt 2006 im brasilianischen Porto Alegre und 2013 im südkoreanischen Busan.
In Karlsruhe soll es neben Arbeitssitzungen im Plenum auch Gebete, Bibelgruppen, ökumenische Gespräche sowie Treffen nach Regionen und Glaubensgemeinschaften geben. Im Ökumenischen Rat der Kirchen sind 350 Kirchen mit rund 560 Millionen Gläubigen zusammengeschlossen. Dem Rat gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch seit Ende der 60er Jahre in wichtigen Gremien mit.