Köln/Düsseldorf (epd). Die Bundesagentur für Arbeit (BA) investiert einer Studie zufolge zu wenig in die berufliche Weiterbildung von Langzeitarbeitslosen. Die Förderung solcher Maßnahmen falle bei Menschen, die länger als ein Jahr arbeitslos gemeldet sind, deutlich geringer aus als bei den Kurzzeitarbeitlosen, heißt es einer Mitteilung vom Freitag des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.
Nach der IW-Erhebung haben sich die Qualifizierungsausgaben pro Kurzzeitarbeitslosem zwischen 2006 und 2018 von 325 auf 1.605 Euro fast verfünffacht. Dagegen legten die Ausgaben der BA für Langzeitarbeitlose im selben Zeitraum nur um 40 Prozent zu. 2017 und 2018 habe es hier sogar einen Rückgang gegeben, hieß es. Zuerst hatte die "Rheinische Post" (Freitag) über die Daten berichtet. Insgesamt gab die BA 2018 knapp 1,8 Milliarden Euro für die Kurse aus.
Angesichts der stagnierenden beziehungsweise rückläufigen Zahl bei der Förderung von Kursen für lange Arbeitslose stelle sich "die Frage, ob hier Anzeichen einer strukturellen Unterfinanzierung vorliegen", erklärte die Studienautorin Susanne Seyda und mahnte mehr Investitionen an. Weil Personen, die lange ohne Job sind, oft Defizite im Bereich Schulabschluss und Qualifizierung hätten, sei für sie die Weiterbildung "zentral für eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt". Der Ausbau der öffentlichen Förderung sei deshalb nötig. Deutsche Unternehmen würden jährlich 33,5 Milliarden Euro für den Bereich Weiterbildung bereitstellen.
Laut einer im Jahr 2018 veröffentlichen Untersuchung sind fast 18 Prozent der Menschen ohne Berufsabschluss arbeitslos. Bei Personen mit einem Berufsabschluss sind es nur knapp vier Prozent, bei Akademikern gut zwei Prozent. Das Potenzial von arbeitslosen und geringqualifizierten Menschen müsse deshalb in Zeiten des Fachkräftemangels besser genutzt werden, um sie für qualifizierte Tätigkeiten weiterzubilden, betonte die IW-Autorin.