Berlin, Caracas (epd). Die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) befürchtet, dass die Zahl der Flüchtlinge aus Venezuela bis Ende nächsten Jahres auf mehr als 8,2 Millionen Menschen steigen wird. Wenn die politische und wirtschaftliche Krise anhalte, werde sich die Zahl der Flüchtlinge verdoppeln, heißt es in einer Erklärung der OAS laut der venezolanischen Tageszeitung "El Nacional" vom Donnerstagabend (Ortszeit). Aktuell haben mehr als vier Millionen Venezolaner ihr Land verlassen. Es handelt sich dabei um die größte Flüchtlingskrise in der jüngeren Geschichte Lateinamerikas. Venezuela hatte vor der Krise 32 Millionen Einwohner.
Bis Ende 2019 erwartet die OAS einen Anstieg der Flüchtlingszahl auf etwa 5,7 Millionen Menschen. Vor allem fehlende Nahrungsmittel und medizinische Versorgung sowie die schlechte Sicherheitslage seien entscheidend dafür, dass Menschen sich zur Flucht entschließen, heißt es. Aktuell halten sich 80 Prozent (3,2 Millionen) der venezolanischen Flüchtlinge in Südamerika und der Karibik auf. Kolumbien, Chile, Peru und Ecuador sind die Hauptaufnahmeländer.
Die OAS ruft die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung auf, um die Flüchtlingskrise zu bewältigen. Damit die Millionen von Menschen integriert werden können, müsse für den Schutz der Migranten gesorgt werden, heißt es in dem Papier.
In Venezuela tobt seit Monaten ein erbitterter Machtkampf zwischen dem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro und der bürgerlichen Opposition. Parlamentspräsident Juan Guaidó hat sich am 23. Januar 2019 zum Übergangsstaatschef ausgerufen. Inzwischen haben ihn mehr als 50 Länder als legitimen Interimspräsidenten anerkannt. Maduro ist aber mit Hilfe des Militärs weiter an der Macht.