Karlsruhe/Frankfurt (epd). Mehr als 43.000 Muslime haben sich am Freitag in Karlsruhe zu ihrer jährlichen Friedenskonferenz versammelt. Bis Sonntag werden die deutschen Ahmadiyya-Muslime gemeinsam beten und sich zu religiösen Themen austauschen, sagte Sprecher Mohammed Dawood Majoka auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) am Freitag. Das Jahrestreffen, das sogenannte "Jalsa Salana", gilt als bundesweit größte islamische Friedenskonferenz. Zum Treffen in den vergangenen Jahren waren rund 45.000 Mitglieder der Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) gekommen.
Von den angereisten Muslimen stammten etwa 39.000 aus Deutschland und 4.000 aus dem Ausland. "Unsere Gemeinschaft ist weltweit vertreten, daher sind auch verschiedene Delegationen aus Kanada, den USA oder Indonesien zu Gast", erklärte Majoka. Traditionell anwesend ist auch das Ahmadiyya-Oberhaupt, der im Londoner Exil lebende Kalif Hadhrat Mirza Masroor Ahmad.
Höhepunkte sind jedes Mal die Ansprachen des Kalifen. Er äußert sich aber nicht konkret politisch, sondern spricht aus religiöser Perspektive über gesellschaftliche Themen, etwa Integration, Flüchtlinge oder "was einen guten Muslim ausmacht". Bei den Ahmadiyya-Muslimen wird Geschlechtertrennung praktiziert, so dass Frauen und Männer zu unterschiedlichen Veranstaltungen gehen. Zu den Frauen will der Kalif am Samstag sprechen.
Die Veranstaltung hat am Freitag mit dem Hissen der Ahmadiyya- und der deutschen Flagge begonnen. Anschließend folgten Gebete und das Verlesen von Gedichten. Meist in Urdu, der Sprache der Ahmadiyya-Muslime, mit Simultan-Übersetzung in einem dutzend Sprachen, darunter Deutsch, Englisch und Arabisch. Daneben gibt es verschiedene Reden zu Themen wie "Islamisches Leben im digitalen Zeitalter", "Im Gedenken Allahs ist's, dass Herzen Trost finden können" oder "Wir werden die Herzen gewinnen - Über die Verbreitung von Islam Ahmadiyyat in Deutschland".
Die Glaubensgemeinschaft der Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) wurde nach eigenen Angaben 1889 von Mirza Ghulam Ahmad in Indien gegründet und betrachtet sich selbst als "liberal, aber wertkonservativ". So sprechen sie sich gegen voreheliche Verhältnisse oder Homosexualität aus, es gibt jedoch keine weltlichen Strafen für die Nichteinhaltung von islamischen Pflichten. Die meisten anderen Muslime lehnen die Ahmadiyya-Lehren als unislamisch ab. Deshalb werden Ahmadiyya-Anhänger in vielen orientalischen Ländern diskriminiert oder verfolgt.
Die AMJ mit ihrer Bundeszentrale in Frankfurt/Main erhielt im April 2013 in Hessen als erste islamische Gemeinschaft den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Umstritten ist die AMJ wegen mehrerer Moscheebauten in Orten und Stadtteilen, in denen sie nur wenige Mitglieder hat. Dazu zählen die Khadija-Moschee in Berlin-Heinersdorf und das Moscheeprojekt in Leipzig-Gohlis.