Frankfurt a.M., Rom (epd). Nach zwei Wochen vergeblichen Wartens auf die Genehmigung zum Einlaufen in einen europäischen Hafen hat das Rettungsschiff "Sea-Watch 3" am Mittwoch den Notfall erklärt. Das Schiff mit noch 42 Flüchtlingen an Bord habe sich angesichts der verzweifelten Lage der Menschen gezwungen gesehen, gegen Mittag in italienische Hoheitsgewässer einzufahren, teilte die Organisation mit. Keine europäische Institution sei bereit, die Verantwortung zu übernehmen und die Menschenwürde an den Grenzen im Mittelmeer zu wahren, beklagten die Retter. Daher müssten sie nun selbst handeln.
Nach dem Scheitern eines Eilantrags der "Sea-Watch 3" vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) hatte sich die Situation auf dem Rettungsschiff am Mittwoch weiter verschärft. Die Seenotretter hatten vor dem Gericht beantragt, die aufgenommenen Flüchtlinge in Italien anlanden zu dürfen. In einer am Dienstagabend in Straßburg veröffentlichten Mitteilung erklärte der EGMR aber, die Situation an Bord des Schiffes rechtfertige derzeit keinen Zwang gegen Italien.
Die "Sea-Watch 3" hatte am 12. Juni 53 Menschen aus Seenot gerettet. Einige von ihnen wurden mittlerweile als medizinische Notfälle von Bord gebracht.