Berlin (epd). Der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, weist Vorwürfe der Einflussnahme der israelischen Regierung auf das Jüdische Museum in Berlin zurück. Zuletzt sei der falsche Eindruck erweckt worden, Israel versuche, deutsche kulturelle Institutionen zu zensieren und die künstlerische und intellektuelle Autonomie des Jüdischen Museums Berlin einzuschränken, schreibt Issacharoff in einem Beitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Mittwoch).
Generell sollten Museen Orte sein, an denen verschiedene kulturelle Ausstellungsstücke und Sammlungen gezeigt und der Öffentlichkeit präsentiert werden, so Israels Botschafter: "In demokratischen Gesellschaften sind Museen dazu da, Besucher mit kulturellem Wissen auszustatten, und nicht dazu, Menschen politisch zu indoktrinieren."
Im Geiste des Bundestagsgesetzes von 2001 sollte sich das Jüdische Museum in Berlin ursprünglich auf den erheblichen Beitrag der Juden zur deutschen Gesellschaft und der Menschheit im Laufe der Geschichte konzentrieren. Wenn dies das Mandat des Jüdischen Museums sei, sollte es die Freiheit dazu haben, dieses Ziel ohne externe Intervention zu verfolgen, so Issacharoff. "Begibt es sich aber wiederholt in die politische Arena, um unter anderem Positionen zur israelisch-palästinensischen Auseinandersetzung zu beziehen, kann sich das Museum nicht hinter seiner kulturellen Immunität vor legitimer Kritik verstecken", betonte der Diplomat.
Der bisherge Museumsdirektors Peter Schäfer war vor zwei Wochen nach harscher Kritik des Zentralrates der Juden zurückgetreten. Aktueller Auslöser der Kritik von Zentralratspräsident Josef Schuster am Museum war eine Leseempfehlung der Museums-Pressestelle über Twitter. Darin wurde auf einen Zeitungsartikel über eine Erklärung israelischer und jüdischer Wissenschaftler verwiesen, die gegen den Anti-BDS-Beschluss des Bundestages Stellung bezogen hatten. BDS fordert den Boykott Israels sowie Sanktionen wegen der Besatzungspolitik.
Zuvor hatte sich auch die israelische Regierung über das Museum beschwert. Premierminister Benjaman Netanjahu kritisierte unter anderem die "Jerusalem-Ausstellung" des Museum als zu einseitig palästinensisch. Das Jüdische Museum Berlin soll nun bis Frühjahr 2020 eine neue Leitung bekommen.