Genf (epd). Die Verlobte des ermordeten saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat die Vereinten Nationen zur Untersuchung seines Todes aufgefordert. Die türkische Schriftstellerin Hatice Cengiz sprach am Dienstag am Rande des UN-Menschenrechtsrats in Genf von einem riesigen Skandal. Ein Bericht der UN-Sonderberichterstatterin Agnès Callamard lege eindeutig dar, dass höchste saudische Regierungskreise in den Mord an Khashoggi in der saudischen Botschaft in Istanbul verwickelt seien. Dieser Bericht dürfe nicht zu den Akten gelegt werden, sondern müsse Folgen haben, sagte Cengiz.
Khashoggi, der im Exil in den USA lebte, war am 2. Oktober 2018 in das Istanbuler Konsulat seines Heimatlandes gegangen, um dort Papiere für seine geplante Hochzeit mit Cengiz abzuholen. Saudi-Arabien räumte später ein, dass Khashoggi dort getötet wurde. Die Regierung bestreitet aber eine Verwicklung von Kronprinz Mohammed bin Salman. Die Juristin Callamard sieht dagegen ausreichende Beweise für eine Untersuchung gegen Bin Salman. An diesem Mittwoch stellt Callamard ihren Bericht offiziell im Menschenrechtsrat in Genf vor. Dort wird sich dann auch Saudi-Arabien zu den Vorwürfen äußern.
Umstritten ist, wer eine UN-Untersuchung anordnen könnte. Während Callamard die Ansicht vertritt, dass UN-Generalsekretär António Guterres dies alleine tun kann, verweist Guterres auf die Notwendigkeit eines Beschlusses im UN-Sicherheitsrat. Cengiz lobte am Dienstag Callamards Bericht, der verhindere, dass der Mord an ihrem Verlobten unter den Teppich gekehrt werde. Die Aufklärung des skandalösen Vorfalls müsse ohne jede Rücksicht vorangetrieben werden, sagte sie.