Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). In Äthiopien hat es der Regierung zufolge in der Nacht zum Sonntag einen Putsch-Versuch gegeben, bei dem der Armee-Chef getötet wurde. Ministerpräsident Abiy Ahmed sagte laut BBC in einer Fernsehansprache, Söldner hätten General Seare Mekonnen am Samstagabend in der Hauptstadt Addis Abeba angegriffen. Wenig später wurden lokalen Medienberichten zufolge mehrere Vertreter der Regionalregierung im Bundesstaat Amhara im Norden des Landes getötet.
Ministerpräsident Abiy hielt in der Nacht in Militäruniform eine Ansprache im staatlichen Fernsehen, gab jedoch keine Details zu den Ereignissen bekannt. Er erklärte, bei den Angreifern habe es sich um Einzelpersonen gehandelt. Mehrere Personen seien festgenommen worden. "Der Coup-Versuch in Amhara verstößt gegen die Verfassung und droht, den schwer erkämpften Frieden in der Region zu zerstören", sagte der Regierungschef.
Abiy hatte kurz nach seinem Amtsantritt im April 2018 weitreichende Reformen angestoßen, die das jahrzehntelang autokratisch regierte Land am Horn von Afrika öffnen sollen. Anfang Mai wurden bei Zusammenstößen zwischen verfeindeten Volksgruppen im Westen des Landes mindestens 20 Menschen getötet. Ethnische Konflikte gelten im Vielvölkerstaat Äthiopien als große Bedrohung für die Stabilität und den Reformkurs des Ministerpräsidenten. In der Fernsehansprache sagte Abiy jedoch, der Putsch-Versuch sei kein Zeichen eines ethnischen Konflikts.
Die Regierung erklärte laut dem BBC-Bericht, der versuchte Coup am Samstagabend habe sich gegen den Chef der Amhara-Regionalregierung, Ambachew Mekonnen, gerichtet. Die dortige Regierungspartei beschuldigte einen nicht näher genannten früheren Militärführer, der im Zuge von Abiys Reformen freigelassen wurde, hinter den Angriffen zu stecken.