Kirchenvertreter: Sterben auf dem Mittelmeer muss ein Ende finden

Kirchenvertreter: Sterben auf dem Mittelmeer muss ein Ende finden

Dortmund (epd). Mehrere Hundert Menschen haben am Samstag beim Kirchentag in Dortmund der im Mittelmeer ertrunkenen Bootsflüchtlinge gedacht. "Über 18.000 Personen sind in den zurückliegenden fünf Jahren zwischen Afrika und Europa bei ihrer Flucht ums Leben gekommen", sagte Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, bei einer Solidaritätskundgebung. "500 Tote sind es bereits in diesem Jahr. Das ist ein Skandal."

Sie sprach von einer gescheiterten Flüchtlingspolitik, "die eine Schande für Europa ist". Die Unterstützerverbände haben deshalb die auch von den Kirchen mitgetragene Aktion "Jeder Mensch hat einen Namen" ins Leben gerufen. Sie wollen daran erinnern, dass unzählige Menschen, über deren Schicksal man nichts weiß, anonym im Mittelmeer ertrunken sind. Über diese Tragödie dürfe "nicht der Mantel des Schweigens gehängt werden", sagte Kurschus.

In Dortmund schrieben die Besucher der Protestantentreffens zwei Tage lang die Namen der bekannten Ertrunkenen auf riesige orangefarbene Transparente, die dann am Abend am Turm der Reinoldikirche aufgehängt werden sollten. Flüchtlinge, die die gefährliche Fahrt überlebt haben, schilderten dem Publikum ihre Odyssee und dankten den Aufnahmeländern für ihre Hilfe und die Solidarität der Bürger. Mit einer Schweigeminute gedachten die Besucher aller toten Flüchtlinge, die wegen Krieg und Vertreibung ihre Heimat verließen.

Zu sehen war auf dem Vorplatz der Oper auch ein Schlauchboot aus chinesischer Produktion, dass Helfer der "Seebrücke" 2018 aus dem Mittelmeer geborgen hatten. Mit dem Gummiboot waren 180 Menschen in See gestochen, ein Flüchtling überlebte die Fahrt nicht.

Der Migrationsbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Rekowski, sagte, das fortgesetzte Sterben auf hoher See "macht uns Christen sprachlos". Er hoffe, dass von der Unterstützungsaktion auf dem Kirchentag für die Seenotrettung "ein klarer Akzent ausgeht, dass jeder Tote einer zu viel ist", erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Auf den Transparenten blieben auch viele Leerstellen für jene Opfer, deren Schicksale namenlos geblieben sind.

Rekowski erinnerte erneut daran, dass die Menschenwürde und die Menschenrechte unteilbar seien. Das Sterben auf dem Meer müsse ein Ende haben. "Diese Toten sind Opfer einer verfehlten EU-Politik. Mit jedem Ertrunkenen kommt auch unsere eigene Humanität und Würde in Gefahr." Mit einem Trauermarsch sollten die Transparente anschließend durch die Innenstadt zur Reinoldikirche getragen werden.