Dortmund (epd). Altbundespräsident Horst Köhler hat für eine neue Partnerschaft zwischen Europa und Afrika geworben. "Europa muss in Afrika einen strategischen Partner für eine neue multilaterale Weltordnung erkennen", sagte Köhler am Freitag auf dem evangelischen Kirchentag in Dortmund. Dazu sei es dringend nötig, das von jahrhundertelangem Rassismus und "Afropessimismus" geprägte Denken abzulegen. Die Zeit, als man sich in Afrika mit Dankbarkeit an einem gönnerhaften Europa orientiert habe, sei endgültig vorbei.
Europa befinde sich vielmehr weltweit in einem neuen Systemwettbewerb unter anderem mit China, warnte der frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds. "Sollte die europäische Afrikapolitik, von Migrationsangst getrieben, weiterhin den Eindruck erwecken, es wäre ihr Hauptziel, Afrika unter Quarantäne zu stellen, dann werden wir ein böses Erwachen haben."
Sinnvoll sei es, die wirtschaftliche Transformation Afrikas und den Strukturwandel in Europa im Zusammenhang zu sehen, sagte Köhler weiter. Statt für die in den Ländern des Nordens vorhandenen gigantisch großen Geldsummen immer absurdere Finanzprodukte zu erfinden, könnten Investitionen in Afrika echten Mehrwert schaffen.
Voraussetzung dafür sei ein Umdenken in der europäischen Politik, betonte der Altbundespräsident. Der Aufbau einer modernen Landwirtschaft in Afrika sei nicht ohne eine Neuordnung der europäischen Agrarpolitik denkbar. Um illegale Kapitalabflüsse aus dem afrikanischen Kontinent zu bekämpfen, müsse die europäische Steuerpolitik geändert werden, sagte Köhler. Um die Ausbreitung der Wüsten zu stoppen, brauche es eine mutigere und wirkungsvollere europäische Klimapolitik.
"Afrikas Transformation wird nur aus sich selbst heraus kommen, nicht aus unserem Sendungsbewusstsein oder unseren Belehrungen", unterstrich der ehemalige UN-Sondergesandte für die Westsahara. Deshalb müsse sich Europa auf das neue Selbstbewusstsein und die Suche nach Identität vor allem der Jugend Afrikas einlassen: "Dazu müssen wir auch das Zuhören wieder neu lernen."
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