Dortmund (epd). Die Ökumene muss nach den Worten von Kardinal Reinhard Marx von der Suche nach einer "tieferen Form von Gott" geprägt sein. Es gehe bei der Frage nach der Annäherung der christlichen Kirchen nicht in erster Linie um strittige Fragen wie den Zölibat, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Freitag auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dortmund. "Die tiefste Krise ist doch, dass wir mit dem Wort 'Gott' nicht mehr viel anfangen können." Was beide Kirchen verbinde, sei die Frage, wie die Menschen wieder dafür zu gewinnen seien, über Gott zu sprechen.
"Wir müssen tiefer denken, gemeinsam sprechen von diesem großen Geheimnis, das für die Menschheit so wichtig ist", forderte Marx in einer Bibelarbeit über eine Erzählung aus dem Alten Testament, in der Gott Abraham auffordert, seinen einzigen Sohn Isaak zu opfern. In dieser Geschichte, in der Gott die Opferung des Sohnes in letzter Minute verhindert, gehe es um das Vertrauen Abrahams in Gott, sagte Marx. Thema sei aber auch das Motiv des Aufbruchs. "Wer wagt, gewinnt" sei die Quintessenz. Die Geschichte rufe dazu auf, immer wieder um einen Weg zu ringen, der nach vorne weist. "Eine Kirche, die das nicht tut, wird nie voranschreiten."
Die Geschichte von Abraham und Isaak deute auch auf die Unbegreiflichkeit Gottes hin. "Den Zugang zu dem absoluten Geheimnis, das wir Gott nennen, können wir nur bekommen, wenn er einen Zugang legt." Die Spitze der Kommunikation Gottes mit den Menschen sei die Geschichte von Jesus von Nazareth. "Es ist wichtig, dass wir auch etwas lernen über die Unbegreiflichkeit Gottes. Wir brauchen eine Theologie die nicht so wissend daherkommt", forderte Marx.
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